[Klassikerjahr] Victor Hugo

Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern.

Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.
Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.

Ich habe mir als nächsten Klassiker Der Glöckner von Notre-Dame vorgenommen und bin hier auch ein bisschen durch Disney beeinflusst, denn ich liebe den Film, den sie aus dem Buch gemacht haben. Dass das Buch natürlich etwas anders ist und vor allem anders endet wusste ich schon, aber ich war gespannt wie groß die Unterschiede dann doch sind.

Zum Buch

Zunächst kurz zum Inhalt: Hier zeigt sich dann doch wieder, dass die deutschen Titelübersetzungen meist recht falsch liegen, denn im Original heißt das Buch Notre-Dame de Paris, 1482 und Quasimodo, der Glöckner hat nur eine eher kleinere Rolle darin. Hauptsächlich geht es doch um Esmeralda, die sich in den Hauptmann Phoebus verliebt, der ihre Liebe aber nicht erwidert. Und dann lernen wir noch den Archidiakonus Claude Frollo kennen, der sich seinerseits in Esmeralda verliebt. Viel Liebe, wenig Erwiderung der selbigen und dadurch endet dann doch alles sehr tragisch. Kein Buch für nette Lesestunden. Also ganz anders als der Disney Film.
Auch habe ich im Buch noch andere Personen kennen gelernt, die es im Film gar nicht gibt. Zum Beispiel den Dichter Gringoire, der durch Esmeralda vor dem Galgen im Hof der Wunder gerettet wird. Ihr merkt vielleicht schon, es gibt sehr viele Erzählstränge, aber das fand ich gar nicht schlimm. Die Handlung baute sich so nach und nach auf und am Ende lief dann alles zusammen. Allerdings gibt es doch eine kleine Kritik, denn manchmal erzählt Victor Hugo doch sehr weitschweifig und lässt Fakten mit einfließen, die es an einigen Teilen schwer macht am Ball zu bleiben. Vor allem weil diese nicht immer zur Handlung beitragen.

Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen und nachdem ich mich an den altmodischen Stil von Hugo gewöhnt hatte (natürlich ist er etwas anders als die heutigen Schreibstile), war ich auch voll in der Story drin. Vielleicht sei noch gesagt, liebenswürdige Personen sucht man leider im Buch doch etwas vergebenes, denn alle haben doch den ein oder anderen Charakterzug, der nicht nett ist. Ja, auch Quasimodo kann manchmal richtig fies sein, finde ich. Doch irgendwie hat es für mich gepasst, in die Zeit, zu dem Alter bzw. zur Stellung der Person.

Also ich kann nur sagen: Taschentücher gezückt (es wird traurig am Ende) und versucht euch an dem Buch.

Im Kontext

Ich muss gestehen, das Buch von Jörg W. Rademacher zu Victor Hugo war für mich stellenweise etwas verwirrend. Das lag vielleicht daran, weil es ein Portrait vom Autor ist und keine Biographie. Mir war der große Unterschied nicht so bewusst, aber Herr Rademacher erläutert kurz im Vorfeld den Unterschied. Im Grunde wird nicht nur auf Victor Hugo eingegangen, sondern es gibt einfach sehr viele Hintergrundinformationen zu Zeit und anderen Persönlichkeiten. Und mir war das zu viel. Nichtsdestotrotz möchte ich euch hier versuchen, die Informationen, die ich aus dem Buch ziehen konnte wieder zu geben.

Wie oben schon erwähnt ist der Originaltitel Notre-Dame de Paris, 1482 und somit ist klar, dass es Hugo damals nicht nur um einzelne Personen, insbesondere Quasimode, ging. Und so startete er in dieses Mammutwerk am 1. September 1830 und verließ bis zum 2. Februar 1831 kaum das Haus. Nur wenige Tage sind vermerkt, in denen er sich eine Pause gönnte.

Seine beiden Grundthemen sind natürlich zum einen die Intrige zwischen den Männern und Esmeralda und dann noch die Sprache der Architektur. Hier geht er sehr genau ein, denn 1482, im Mittelalter, bäumte sich alles nochmal gegen die noch junge Buchdruckerkunst von Johannes Gutenberg auf. Bis tief ins Detail beschreibt Hugo Notre-Dame und ihre Architektur, bzw. den Ausdruck, der mit dieser geschaffen werden sollte. Böse Zungen haben behauptet, dass dieser Text eine Abschweifung sei, die nicht in den Roman gehörte.
Doch dank der Revolution von Gutenberg können wir heute noch dieses Buch lesen. 🙂

Zum Autor

Victor Hugo ist wohl einer der wenigen Autoren, die schon während ihrer Lebzeiten beliebt waren und vor allem einigen Erfolg hatten. Und doch musste er sein Leben lang hart dafür arbeiten.
Begonnen hat dieses am 26. Februar 1802, als Victor-Marie Hugo in Besancon geboren wird. Sein Vater war Offizier und selten zu Hause, obwohl seine Mutter mit den Kindern versuchte ihm öfter hinterher zu reisen. Wobei das beim Vater nicht immer auf Anklang traf. Der kleine Victor ist der Jüngste von drei Kindern und kurz nachdem er geboren wurde, zog die Familie weiter nach Marseille. Doch wie schon erwähnt, sind sich die Eltern nicht so grün und am 3. Februar 1818 wird die Ehe dann endlich geschieden. In diesem Zeitraum kann auch Hugo seine ersten Erfolge vermelden, denn er versucht seine Kunst in Wettstreits der Académie francaise unterzubringen und hat auch Erfolg damit. Zwischen den Jahren 1819 und 1821 fungiert Victor Hugo als Chefredakteur und Autor bei der von seinem älteren Bruder Abel gegründeten Zeitschrift Le Conservateur littéraire. Doch nicht alle in der Familie gönnen Hugo seinen Ruhm, denn sein anderer Bruder Eugène neidet ihm seine literarischen Erfolge.

Nach längerem hin und her, kann Hugo sich dann auch privat einen großen Erfolg gönnen und heiratet am 12. Oktober 1822 seine seit langem umworbene Frau Adèle, die am 16. Juli 1823 den ersten Sohn Léopold-Victor Hugo zur Welt bringt. Aber leider ist das Glück nicht von langer Dauer, denn schon nach knapp 3 Monaten verstirbt das Baby.
Doch schon ein Jahr später am 28. August 1824 wird den beiden eine Tochter geboren. Léopoldine ist die erste von insgesamt 4 Kindern.

Aber trotz des Kindersegens, leben sich Victor und seine Frau Adèle etwas auseinander und beide Ehepartner suchen Trost bei anderen. Trotzdem bleiben sie bis zum Ende zusammen, aber neben seiner Ehefrau nimmt seit Ende 1832 auch Juliette Drouet eine besondere Rolle in Hugos Leben ein. Sie liebt Hugo bis zuletzt und nicht nur ihn als Person, sondern auch seine Kunst, wo er manchmal mit seiner Ehegattin verschiedener Meinung ist. Und so lebt Hugo mehrere Leben parallel und versucht Geliebte, Gattin und Familie unter einen Hut zu bringen.

Sein Leben lang verwöhnte er seine Töchter mehr als seine Söhne und so war der 15. Februar 1843 ein besonderer Tag zur Freude, denn Léopoldine heiratete. Doch auch hier wärt das Glück nicht lange, denn im September desselben Jahres ertrinken seine schwangere Tochter und sein Schwiegersohn in der Seine. Hugo leidet extrem unter dieser Tragödie.
Doch sein Leben geht weiter und er scharrt weiter seine Familie um sich, auch als er ins Exil geschickt wird, weil er Napoleon Treu bleibt.

Obwohl Hugo nicht nur Juliette als Geliebte hat, ist Adèle immer seine Begleiterin gewesen, doch am 27. August 1868 stirbt sie an einem Schlaganfall.

Sein Leben lang bei relativ guter Gesundheit, hat er in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1878 auch einen Schlaganfall und doch überlebt Hugo noch seine Geliebte Juliette, die am 11. Mai 1883 stirbt. Noch weitere 2 Jahre lebt und schreibt Hugo, bevor er dann am 22. Mai 1885 stirbt.


Ich glaube man merkt ein bisschen, dass ich mit der Biographie bzw. mit dem Portrait nicht ganz zurechtgekommen bin, denn mein Text ist wohl ein bisschen holprig. Ich hoffe aber trotzdem dass ihr einige interessante Fakten verstehen konntet. 🙂

Nachdem ich nun Der Glöckner von Notre-Dame gelesen habe muss ich sagen, dass ich noch nicht weiß ob und wann ich Les Miserables lesen soll. Denn Hugo verliert sich doch häufiger in Details, die kaum was mit der eigentlichen Story zu tun haben. Und doch mochte ich das Buch gerne lesen, denn er konnte mich doch in seinen Bann ziehen. Für alle die wie ich vorher nur den Disney Film kannte, lohnt sich doch mal ein Blick in das Original, denn die Geschichten unterscheiden sich sehr voneinander.

Beim nächsten Mal besuchen wir Onkel Tom in seiner Hütte und lernen die Autorin Harriet Beecher Stowe ein bisschen kennen.

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe. 😀

Liebe Grüße
Eure Diana

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Jana

Hallo Diana, ich kenne den „Glöckner von Notre Dame“ tatsächlich auch nur in der Fassung als Disney-Film, aber so, wie du Victor Hugos Roman beschreibst, klingt er sehr so, als würde er mir besser gefallen als der Film (den ich zugegebenermaßen schon ganz lange nicht mehr gesehen, aber als ziemlich kitschig in Erinnerung habe). Ich möchte auch gern ein Buch von Hugo lesen und hatte bislang immer „Les Misérables“ im Auge. Nach deiner Besprechung steht „Der Glöckner“ jetzt aber auch ganz weit oben auf meiner Liste. Ich finde es toll, dass du immer Hintergrundinfos zum jeweiligen Autor mitliest und sie… Weiterlesen »

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Pink Anemone

Und da bin ich schon wieder *g* Wie Du ja weißt bin ich von diesem Buch begeistert. Ich habe es nahezu verschlungen und ja, auch geheult. Bei Klassikern stelle ich mich ja immer schon auf diese ganz spezielle Detailverliebtheit inkl. Ausschweifungen ein und weiß diese mittlerweile zu schätzen. Der Erzählstil war zur damaligen Zeit ein völlig anderer, der bei mir in gewisser Weise zu einem „entschleunigtem“ Lesen führt. Ein Grund, weshalb ich Klassiker sehr gerne lese, leider jedoch viel zu selten. Wird für mich also auch wieder einmal Zeit zu einem Klassiker zu greifen. Ich habe auch das selbe Schriftsteller-Portrait… Weiterlesen »

Pink Anemone

Oh ja, das wär fein. Du weißt aber schon, dass wir dann in eine Buchhandlung müssen und was das bedeutet, ist Dir sicher auch klar XD.

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