[Aktion] Writing Friday: Dunkelheit und Kälte

Freitag ist Geschichtentag! 😀

Lange habe ich nicht mehr mitgemacht, weil ich einfach keine Zeit finden konnte und sich andere Dinge auf meinem Schreibtisch gestapelt haben, aber nun hatte ich wieder eine Atempause und kann euch eine neue Geschichte präsentieren.

Ich mag den Freitag trotz allem sehr gerne, weil es mir Spaß macht mir Geschichten auszudenken. Manchmal gelingt es mir besser als an anderen Tage, aber das ist überhaupt nicht schlimm.
Elizzy von readbooksandfallinlove hat diese tolle Tradition ins Leben gerufen und freitags werden dann Geschichten zu Themen, die sie für den Monat vorgibt veröffentlicht.  

Hier nochmal die Regeln im Überblick:

  • Jeden Freitag wird veröffentlicht
  • Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
  • Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
  • Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  • Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
  • Habt Spaß und versucht voneinander zu lernen

Die Schreibthemen für August sind:

  • Die Sonne ist weg. Wie sieht das Leben auf der Erde nun aus?
  • Eine uralte Weide berichtet über ein Geheimnis. Was hat die Weide gesehen?
  • Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Wenn ich gross bin, werde ich… “ beginnt.
  • Schreibe eine Geschichte und lasse folgende Wörter mit einfliessen: Hitzewallung, Regen, furchtlos, Pudel, unberechenbar
  • Woher nimmst du die Inspiration für deine Geschichten?

Viel Spaß beim Lesen!


Dunkelheit und Kälte

Wenn man weiß, dass man auf jeden Fall sterben wird, lohnt es sich dann noch weiter zu machen?

Diese Frage stellte sich Silvie jetzt schon bestimmt zum 100sten Mal und das nur am heutigen Tag. Doch wie an den Tagen zuvor auch, wurde sie von ihrer Tochter abgelenkt und musste sich darauf konzentrieren, dass sie es warm genug hat.

Alles fing damit an, dass genau das eingetroffen ist, was vor Jahren einmal in der Presse erwähnt wurde. Doch Silvie hatte es damals nur am Rande gelesen und sich gedacht, bis die Sonne nicht mehr existieren würde, würden noch Jahrtausende vergehen. Aber nun ist es eingetroffen und seitdem sinken die Temperaturen.
Silvie hat keine großen Kenntnisse darüber warum die Sonne weg ist, aber sie kann das Ergebnis sehen und vor allem spüren. Dunkelheit und Kälte, mehr ist nicht übrig geblieben. Seitdem versuchen sie und ihr Mann alles um zu überleben. Doch das Schlimmste für sie ist, dass sie sieht wie schlecht es ihren Kindern geht. Isabella und Jacqueline sind 4 und 2 Jahre alt und kennen dadurch nichts anderes als Dunkelheit und Kälte. Sie können sich nicht mehr an das Licht des Tages erinnern oder daran wie schön es ist wenn die ersten kräftigen Sonnenstrahlen im Frühling einem das Gesicht wärmen. Sie kennen nur den eisigen Wind, gegen den man sich schützen muss um keine Erfrierungen zu erleiden.

Heute hat Silvie einen besonders schlechten Tag und das macht die Aussicht aus ihrem Wohnzimmerfenster auch nicht besser, denn nachdem es monatelang dunkel geblieben ist, sterben nach und nach die Pflanzen und auch einige Tiere, die mit der eisigen Kälte nicht zurechtkommen. Nur einige wenige haben sich erfolgreich angepasst, doch Silvie gehört nicht dazu. Sie schafft es nicht sich anzupassen, denn sie friert. Jeden Tag 24 Stunden lang. Und das obwohl Roland, ihr Mann, so gut es geht Holz für den Kamin bringt. Doch auch das wird immer schwieriger, denn natürlich sind sie nicht die einzigen, die Feuerholz benötigen. Alles wird knapper. Sogar das Wasser. Nachdem die Leitungen alle eingefroren sind, waren die Teile der Bevölkerung froh, die in der Nähe eines Flusses oder Sees wohten. Doch wie lange wird das noch gut gehen?

Bisher gab es zum Glück wenige Einbrüche oder Randalierer, aber auch das wird auf Dauer nicht so bleiben, da ist sich Silvie sicher.
Sobald die ersten merken, dass sie immer schlechter an die lebensnotwendigen Ressourcen kommen wird geschaut, was die Nachbarn denn noch so horten.
Silvie hat Angst davor. Und auch was dann mit ihren Töchtern geschehen wird.

Und wie wird es allgemein weitergehen?

Silvie hat lange keine Nachrichten mehr gehört oder gesehen (falls sich noch irgendjemand die Mühe macht und welche produziert geschweige denn sendet), aber sie ist sich sicher, dass es auf Dauer sogar noch kälter werden wird und der Planet Erde unaufhaltsam seinem Ende zu geht. Und somit wird auch ihres und das ihrer Familie immer näher rücken. Es sei denn, sie bekommen einen überraschenden Flug ins Weltall zu einem neuen Planeten angeboten, aber das ist nur Wunschdenken und Silvie muss fast über sich selber lachen. Sowas gibt es nur in Filmen oder Büchern, aber doch nicht im wahren Leben. Da sterben die Menschen.

Sie geht schon gar nicht mehr vor die Tür, weil sie es nicht ertragen kann, all die erfrorenen Menschen auf der Straße liegen zu sehen. Alle Besorgungen macht Roland alleine und sie bleibt zu Hause und hält das Feuer am Brennen, damit es Isabella und Jacqueline zumindest etwas warm haben.

Die Tür geht auf und Roland schlüpft schnell hinein. Er ist von oben bis unten mit Reif überzogen, aber das hält die Mädchen nicht davon ab zu ihm zu stürzen und ihn zu umarmen.
Silvie ist auch jedes Mal erleichtert, wenn er wieder zu Hause ist. Doch dieses Mal ist er mit leeren Händen gekommen. Sie schaut ihn fragend an, doch er schüttelt nur leicht mit dem Kopf.
Davor hat sie sich gefürchtet und nun ist es eingetroffen, es gibt im näheren Umkreis kein Holz mehr zu finden. Jetzt bleibt ihnen nur noch die Möglichkeit ihr Haus zu verlassen und weiterzuziehen. Doch wie? Mittlerweile ist es sogar schon so kalt, dass das Benzin eingefroren ist und sie nicht mehr mit dem Auto wegkommen. Und zu Fuß würden die Kinder keinen Tag überstehen. Sie weiß noch nicht mal ob sie es selber schaffen würde.

Abends als die Mädchen schlafen, gehen Silvie und Roland ihre Möglichkeiten durch, doch für Silvie bleibt immer nur noch ein Ausweg. Roland ist sich noch nicht sicher und versucht immer noch andere Möglichkeiten zu finden, doch als Silvie ihm ganz sanft die Hand auf den Unterarm legt, schaut er sie an und resigniert. Er hat verstanden, es bleibt keine andere Wahl. Es geht so oder so zu Ende, warum dann nicht selber entscheiden wie und wann?
Er beugt sich zu Silvie und gibt ihr einen Kuss, dann steht er langsam auf und geht in eine Ecke des Zimmers. Nach kurzer Zeit kommt er zu Silvie zurück, sie sieht die schwere Waffe in seiner Hand und das Glitzern in seinen Augen. Auch sie weint jetzt, denn auch wenn es die einzige Entscheidung ist, fällt sie beiden nicht leicht. Zum Glück schlafen die Kinder und so bekommen sie nichts mit.

Was bleibt sind vier laute Schüsse in der Nacht, dann kehrt langsam wieder Ruhe ein. Doch sie werden wohl nicht die letzten bleiben in dieser Dunkelheit und Kälte.


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