Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern. Diesmal allerdings nicht am ersten Mittwoch, ich hatte Urlaub. 😉
Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.
Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.
Reisen wir von Paris über den großen Teich nach Amerika und treten wir ein in die Welt der Sklaverei. Genauer – schauen wir uns Onkel Toms Hütte an.
Als nächstes stand das Buch von Harriet Beecher Stowe auf meiner Liste und dieses Buch hat mich geschockt vom Thema her, aber eingenommen vom Stil her.
Zum Buch
Onkel Tom ist ein Sklave und hat bis jetzt bei seinem Herrn ein relativ gutes Leben gehabt. Wenn man natürlich davon absieht, das er ein Sklave ist.
Nun gerät sein Herr aber in Schulden und muss zwei seiner Sklaven verkaufen unter anderem Onkel Tom. Dieser ist so gottesfürchtig, dass er in dem tiefen Glauben geht, dass er eines Tages wiederkommen kann. Doch davor muss er lernen, dass nicht jeder Sklavenhalter „nett“ ist.
Natürlich ist das Thema wirklich furchtbar und ich war auch über die Details geschockt. Onkel Tom muss manchmal einiges durchmachen und auch die anderen Sklaven, die seinen und den Weg des Lesers kreuzen haben einiges hinter sich. Harriet Beecher Stowe beschreibt diese Dinge mit all ihren grausamen Details und man kann das Leid förmlich spüren. Aber auch wie sehr sie in Gott vertraut, dass es irgendwann einmal besser werden wird.
Am schlimmsten haben mich als Mutter natürlich die Beschreibungen getroffen, wenn es darum ging wie Kinder aus den Armen ihrer Mütter gerissen werden um auf dem Sklavenmarkt verkauft zu werden. Und auch wenn einige Dinge von der Autorin nur angedeutet werden, kann man sich ganz genau vorstellen zu welchem Zweck manch ein Kind oder junges Mädchen gekauft wird.
Aber Harriet Beecher Stowe beschreibt nicht nur eindrucksvoll die Grausamkeit des Sklavenhandels bzw. –lebens, auch freut man sich wenn sie die schöne Dinge die doch immer wieder passieren erzählt. Wenn zum Beispiel eine Flucht geglückt ist und Familien wieder vereint sind. Oder Sklavenjäger bekehrt werden. Auch diese Details weiß sie meisterhaft zu beschreiben.
Was mir besonders gefallen hat, war dass sie einen bissigen Humor hat und einige Dinge sehr ironisch beschreibt. Aber natürlich weiß man als Leser die ganze Zeit, dass sie diesen Zustand der Sklaverei anprangert und überhaupt nicht gut heißt.
Ein wirklich tolles Buch, das meiner Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit verdient.
Im Kontext
Bei dem Thema ist es wohl eigentlich schon klar, in welchem Kontext Harriet Beecher Stowe Onkel Toms Hütte geschrieben hat. Sie hat natürlich die Sklaverei in Amerika angeprangert. Und ihr Buch ist gespickt von wahren Begebenheiten, die ihr entweder so erzählt wurden oder die sie selber erlebt hat. Um das zu beweisen, denn damals gab es natürlich viele Kritiker, die behaupteten, sie würde maßlos übertreiben, hat sie nachträglich den Schlüssel zu Onkel Toms Hütte geschrieben und darin ihre Beweise dargelegt mit wirklichen Erlebnissen, Berichten und Urkunden.
„Mich ergriff Begeisterung für die heilige Sache, ich war bereit, ihr Leib und Gut zu weihen.“
1833 machte Harriet Beecher Stowe einen Ausflug in Begleitung einer Lehrerin des Töchterinstitutes das von ihrer Schwester geführt wurde. Miss Dutton und sie besuchten ein Landgut in Kentucky, dieses war wohl später die Inspiration von Shelbys Besitzung in Onkel Toms Hütte. Auf jeden Fall kam sie hier das erste Mal so richtig in Kontakt mit den Sklaven des Südens und seitdem hat dieses Thema sie beschäftigt und nicht mehr los gelassen.
Sie arbeitete ihr Leben lang gegen die Sklaverei und das nicht nur mit ihrem eindrucksvollen Werk Onkel Toms Hütte, das in Amerika für Furore gesorgt hat und nicht nur da, auch nach Europa gelang das Buch und Harriet Beecher Stowe reiste dorthin um ihre Bewunderer und Befürworter zu besuchen.
Aber nicht nur mit ihrem Buch kämpfte sie gegen die Sklaverei. Sie half auch Sklaven zu fliehen oder kaufte sie frei.
1839 nahm sie eine frühere Sklavin in ihren Dienst, die aber nach einigen Monaten von Professor Stowe und Harriets Bruder in Sicherheit gebracht werden musste, weil ihr ehemaliger Herr in die Stadt kam. Genau solche Episoden flossen auch in Onkel Toms Hütte mit ein.
„Ich würde etwas schreiben, woraus die ganze Nation erkennen sollte, wie fluchwürdig die Sklaverei ist.“
Und so setzte sie sich hin und brachte all ihre Entrüstung zum Ausdruck, aber auch all ihre Liebe zu Gott und der Freiheit. Und am 5. Juni 1851 erschien dann der Anfang von Onkel Toms Hütte in der National Era. Eigentlich sollte die Erzählung in drei Monaten fertig sein, aber sie wurde bis zum 1. April 1852 fortgesetzt. Bereits am 20. März desselben Jahres erschien das Buch in einer Auflage von 5000 Exemplaren und schon am ersten Tag wurden 3000 Exemplare verkauft.
Zur Autorin
Harriet Beecher Stowe, damals natürlich ohne den zweiten Nachnamen, kam am 14. Juni 1811 zur Welt. Ihr Vater und ihre Mutter hatten schon 5 Kinder und Harriet war somit die sechste im Bunde. Ihre älteste Schwester Catherine war 1800 geboren worden und sollte eine große Bezugsperson für die jüngere Schwester werden. Denn Harriet war kaum vier Jahre alt, als ihre Mutter Roxana Foote starb. Ihr Vater, Dr. Lyman Beecher, war nun für 7 Kinder verantwortlich, denn nach Harriet wurde 2 Jahre später ihr Bruder Henry Ward geboren.
Doch lange blieb ihr Vater, der ein angesehener Theologe war, nicht alleine, denn sie war fast 6 Jahre, als er in zweiter Ehe Harriet Porter heiratete. „Diese war ihren Stiefkindern eine echte Mutter.“
Ihre Schulzeit absolvierte Harriet in Litchfield und mit gerade mal 20 Jahren ging sie nach Boston und wurde da Lehrerin an einer Töchterschule, die ihre Schwester Catherine gegründet hat.
1832 wurde ihr Vater nach Cincinnati beordert und die Familie siedelte dahin über. Auch Catherine und Harriet waren dabei, die dort eine Mädchenschule gründeten bzw. Harriet von Catherine wieder als Lehrerin angestellt wurde. 18 Jahre sollte Harriet Beecher Stowe dort leben und arbeiten.
Dort verfasste sie wohl auch ihre ersten schriftstellerischen Erzeugnisse, denn sie besuchte regelmäßig den Semi-Colon-Klub, bei dem entweder eigene Ausarbeitungen vorgelesen wurden oder es wurden interessante Themen erörtert. Dort lernte Harriet auch Calvin E. Stowe kennen, zunächst war er noch verheiratet und Harriet war die Freundin seiner Frau, doch diese starb leider und zwei Jahre später heirateten die beiden dann am 6. Januar 1836.
Die beiden hatten insgesamt 7 Kinder und den Anfang machte ein Zwillingspaar am 29. September 1836.
Ihr Leben lang hatten die beiden aber auch mit Geldmangel und Krankheiten zu kämpfen, denn unter anderem litt Professor Stowe an Depressionen. Dazu kam, dass es immer wieder Typhus Ausbrüche zu der Zeit gab. Deshalb verbrachte Harriet auch fast ein Jahr seit dem Frühjahr 1846 in einer Wasserheilanstalt, in der auch ihr Mann später zu Gast war. Wie auch 1848, als das sechste Kind geboren wurde und in Cincinnati eine Choleraepidemie ausbrach, an der das Neugeborene starb.
Nachdem 1852 Onkel Toms Hütte erschienen ist unternahm Harriet Beecher Stowe mit ihrem Mann ihre erste längere Europareise von der sie im Herbst 1853 zurück nach Hause kehrte.
Aber trotz ihrer wenigen Zeit mit Haushalt und Kindern, fand sie immer mal wieder zwischendurch Zeit zu schreiben und so entstanden dann neben ihrem wohl bekanntesten Werk unter anderem 1856 Dred und 1859 The Minister’s Wooing.
Doch dazwischen traf die Familie ein weiterer Schicksalsschlag, denn ihr teurer Sohn Henry Ellis Stowe starb am 9. Juli 1857 beim Baden. Davon konnte sie sich kaum erholen.
Auch der Bürgerkrieg kam natürlich nicht ohne Verluste aus. Ihr Sohn Fred wurde bei Gettysburg schwer am Kopf verletzt und erholte sich nie wirklich von dieser Wunde.
Am 14. Juni 1882 feierte sie ihren 70. Geburtstag. Dies war ein Großereignis und es „kamen 200 der hervorragendsten und bekanntesten Schriftsteller und Schriftstellerinnen Amerikas.“
1886 starb dann im August ihr Mann, sie selber lebte noch weitere 10 Jahre und starb dann 1896.
Es ist wirklich sehr schade, dass es so wenig Literatur über Harriet Beecher Stowe gibt, denn sie war eine wirklich sehr interessante und erstaunliche Frau, die sich mit Leib und Seele ihren Überzeugungen hingab. Ich habe lange gesucht und habe dann eine Sammlung ihrer Briefe gefunden, die ihr Sohn Charles E. Stowe herausgegeben hat. Und so habe ich das eBook Harriet Beecher Stowe gelesen und das ist auch meine Quelle über ihr Leben und ihr Buch.
Leider fand ich es nicht immer so gelungen, denn man kann die Abschnitte zwischen Erklärungen und Briefen nicht richtig unterscheiden. Auch hat mir eine kleine Chronologie gefehlt, in der man die Wege ihres Lebens nochmal nachvollziehen und nachlesen kann. Ansonsten war es wirklich interessant ihren Lebensweg durch ihre eigenen Worte zu erfahren.
Jetzt versuche ich mich mal an Das Bildnis des Dorian Gray von Oscar Wilde, darüber habe ich schon vieles gehört und es war nicht immer positiv. Ich bin sehr gespannt.
Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe. 😀
Liebe Grüße
Eure Diana
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