Freitag ist Geschichtentag!
Elizzy von readbooksandfallinlove hat sich etwas Neues für den Writing Friday ausgedacht hat. Nämlich in diesem Jahr gibt es nicht jeden Freitag eine neue Geschichte, sondern sie gibt einen Anfang vor und dann wird jeden Freitag ein weiterer Teil dazu geschrieben. Das ist eine ganz wundervolle Idee finde ich und ich mache da mit Vergnügen mit. ?
Hier nochmal die Regeln im Überblick:
- Am Freitag wird veröffentlicht
- Nehmt den Anfang der Geschichte und baut die Schreibaufgaben jeden Freitag weiter mit ein
- Schreibt jeden Monat eine tolle Geschichte, die bei jedem gleich anfängt aber komplett anders endet
- Die detaillierte Beschreibung zum Writing Friday könnt ihr in diesem Beitrag nochmals nachlesen.
- Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
- Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei, lest euch die Geschichten durch und hinterlasst einen Kommentar!
Eckdaten zur Geschichte
Der Anfang
Das Café Hommage an der Rue de Cologne war an diesem Morgen überaus gut besucht. Martin Dubois, lächelte zufrieden hinter seiner Theke. Er führte das Café bereits seit 1960 und in diesen vier Wänden steckte sein ganzes Leben. Die Tapete war mittlerweile mehr gelb als weiß aber seine Gäste störten sich kaum daran. Der Charme des Café Hommage war einmalig. Neben Martin arbeiteten der Koch Lui und die Servicedame Marie im Café. Martin kannte all seine Stammgäste und liebte es sich mit ihnen zu unterhalten, doch an diesem Morgen bemerkte er einen neuen Gast. Die Dame trug einen großen Hut und war elegant gekleidet. Sie war sehr jung und schaute sich etwas verloren im Café um. Martin steuerte direkt auf sie zu und begrüßte sie freundlich. Die Dame hieß Caroline war Studentin und damit begann eine ganz besondere Beziehung…
Doch wenn man es genau nehmen wollte, war es eher eine einseitige Beziehung, denn Caroline gab nicht so vieles von sich preis. Martin versuchte zwar immer, wenn sie ins Café kam sich mit ihr zu unterhalten, aber außer ein gelegentliches ja oder nein, war nicht viel aus ihr herauszubekommen. Dabei spürte Martin, dass diese junge Frau irgendein Geheimnis umgab. Nie kam sie mit Freund*innen hierher oder arbeitete an einer Aufgabe für das Studium.
Sie saß einfach nur an ihrem Tisch, trank ihren Kaffee und schaute sich die Menschen auf der Straße an. Oder tat zumindest so, denn Martin hatte schon bemerkt, dass sich ihr Blick häufig verklärte und sie einfach so ins Leere starrte, tief in ihren Gedanken versunken.
Martin wollte nicht neugierig sein oder sich ihr aufdrängen, aber sie rührte in ihm einen Instinkt, der ihn dazu veranlasste, immer wieder zu versuchen ein Gespräch mit ihr zu führen.
Aus diesem Grund war der Tisch neben ihrem auch immer besonders gut geputzt, denn Martin schnappte sich einen Lappen und wischte den Nebentisch ab, während er belangloses in ihre Richtung schickte.
„Heute ist es nicht so sonnig, wie in den letzten Wochen.“ Er schaute zu ihr und nickte in Richtung ihres Hutes, der neben ihr auf dem Stuhl lag.
Sie erschreckte sich nicht mehr so stark wie in der Anfangszeit, als er sie von der Seite angesprochen hatte. Doch auch dieses Mal blickte sie nur kurz zum ihm hinüber und nickte ganz leicht. So zart, dass jeder andere es übersehen hätte, aber nicht Martin, der Caroline so lange studiert hatte.
Das er ihren Namen wusste war auch nur ein Zufall gewesen, sie wollte ihm ihren Namen nicht nennen, aber nachdem er ihr mehrmals seinen Vornamen genannt hatte und sie angelächelt hatte, konnte sie nicht anders. Ihr Name und dass sie französische Literatur studierte, war das Längste, was sie je zu ihm gesagt hatte. Seitdem schwieg sie hartnäckig.
Martin wusste, dass er sich verrückt verhielt, immerhin war sie viele Jahre jünger als er und wollte ganz offensichtlich einfach nur hier sitzen und Löcher in die Luft starren. Aber er spürte tief in sich etwas, dass ihm sagte, er solle diese Frau nicht ignorieren.
Auch jetzt reagierte sie kaum auf seinen Satz, sondern blickte ihn nur mit ihren tiefgründigen Augen kurz an, bevor sie einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee nahm.
„Ich meine nur, weil es nachher regnen könnte und es doch schade wäre, wenn ihr schöner Hut dann nass wird.“, versuchte Martin es weiter. Heute wollte er zumindest eine kleine Antwort aus ihr herauslocken. Vielleicht weil die Wolken sich so vor die Sonne schoben und ihre Stimmung noch getrübter wirkte als sonst.
„Keine Angst, ich habe es nicht weit.“ Ihre Stimme war leise und fast hätte er ihre Antwort nicht gehört, weil gerade ein Auto am Café vorbeifuhr. Doch er hatte sich nicht verhört, sie hatte ihm ein weiteres Detail aus ihrem Leben preisgegeben. Sie wohnte also nicht weit vom Café. Martin freute sich darüber und hütete diese Information wie ein Schatz.
„Aber es ist wohl besser, wenn ich vor dem Regen gehe. Bringen Sie mir bitte die Rechnung, Monsieur Martin.“ Es fehlte nicht viel und ihm wäre der Lappen aus der Hand gefallen, nicht nur, dass sie so viele Sätze mit ihm gesprochen hatte, auch hatte sie bisher noch nie seinen Namen genannt. Fast hätte er versucht noch mehr aus ihr herauszulocken, aber dann dachte er, dass es besser wäre, wenn er es für heute dabei belässt. Morgen oder übermorgen, wenn sie wieder da wäre, könnte er einen neuen Versuch wagen.
„Natürlich Madame Caroline.“
Als er zur Kasse ging, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Vielleicht könnte er endlich ihr Geheimnis lüften.
Was er nicht sehen konnte, war, dass auch Caroline ein kleines Lächeln unterdrücken musste.
Erste Wendung
Martin wollte es sich nicht eingestehen, aber immer wenn Caroline nicht kam trübte sich seine Stimmung. Jeden Morgen wenn er sein Café öffnete pfiff er fröhlich vor sich hin in Erwartung eines neuen schönen Tages. Doch je mehr Stunden vergingen und Caroline tauchte nicht auf umso trübsinniger und manchmal auch gereizter wurde er.
Insgeheim war ihm das schon klar, aber als ihn dann auch noch Marie darauf ansprach, wusste er, er musste Caroline irgendwie aus seinen Gedanken bekommen.
Aus diesem Grund sprach er sich mit Marie und Lui ab und nahm sich zwei Tage frei um mal nur für sich durch Paris zu schlendern und den Kopf mit anderen Dingen voll zu bekommen. Er war schon lange nicht mehr im Louvre gewesen, sagte er sich und so verbrachte er einen angenehmen Tag inmitten der dort ausgestellten Kunstwerke.
Als er nach dieser Erholungszeit wieder im Café ankam, fühlte er sich schon merklich besser und konnte sich auch wieder anders auf seine Kundschaft konzentrieren.
So vergingen weitere 5 Tage bis ihm auffiel, dass Caroline gar nicht mehr aufgetaucht war. Was war geschehen?
Nun machte er sich doch wieder Sorgen und er sprach Marie darauf an.
„Hast du eigentlich unsere einsame Kundin, Caroline, nochmal gesehen seit ich mir die Tage frei genommen hatte.“
Marie überlegte und schüttelte dann den Kopf. „Nein und wenn ich so darüber nachdenke auch davor war sie glaub ich eine Weile nicht mehr hier. Ob sie weggezogen ist?“
„Ich weiß es nicht, aber wenn ich es richtig verstanden hatte, dann studierte sie hier. Ich glaube nicht, dass sie schon fertig war.“
„Es wird schon einen Grund geben, warum sie nicht mehr aufgetaucht ist.“, sagte Marie leichthin und wandte sich dem nächsten Kunden zu, der noch etwas bestellen wollte. Doch Martin grübelte noch ein wenig weiter und auch abends, als das Café bereits geschlossen hatte, ließ ihn dieses Rätsel nicht los.
Caroline tauchte in seinem Café auf und kam fast jeden Tag zur ungefähr derselben Stunde und auf einmal nicht mehr? Das kam ihm doch ein wenig seltsam vor. Doch was sollte er tun? Er wusste lediglich, dass sie irgendwo in der Nähe des Cafés wohnte. Ansonsten wusste er nur, dass sie französische Literatur studierte, aber ihren Nachnamen kannte er nicht. Wie sollte er so nach ihr suchen? Er könnte ja wohl kaum einfach in die Universität Paris-Sorbonne rein marschieren und nach ihr fragen. Dort würde man ihm wohl kaum Auskunft über eine Studentin geben.
Er konnte einfach nicht still sitzen und beschloss im Viertel etwas spazieren zu gehen. Da seine Wohnung über seinem Café war, hätte er vielleicht gute Chancen Caroline zufällig über den Weg zu laufen.
Als er durch die Straßen ging, ärgerte er sich ein wenig, dass er so überhastet aufgebrochen war, denn der feine Nieselregen wurde langsam immer stärker und er wünschte sich einen Schirm herbei. Also beschloss er doch wieder zurück in seine Wohnung zu gehen und morgen weiter über das Problem nachzudenken. Doch warum machte er das überhaupt zu seinem Problem? Vielleicht hatte Marie recht und Caroline hatte gemerkt, dass das Studium hier nichts für sie ist und ist wieder nach Hause oder sie fühlte sich von ihm gestört und hat sich einfach ein anderes Café in der Gegend gesucht. All das war möglich und sogar wahrscheinlich. Es gab kein Geheimnis, dass es aufzudecken galt. Damit müsste er sich wohl abfinden.
Als er zu Hause angekommen war, war er viel zu aufgewühlt um direkt schlafen zu gehen und so setzte er sich noch mit einem Glas Wasser vor dem Fernseher und schaltete die Nachrichten an. Doch so richtig hörte er nicht zu, denn immer noch geisterte Caroline in seinen Gedanken herum. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er ihr helfen müsste.
„… so bleibt der große Hut mit den Blutflecken auf der Bank im Park weiterhin ein Geheimnis. Es bleibt abzuwarten, ob man durch die Analyse des Blutes herausfinden kann, wer ihn verloren hat und auch was genau passiert ist.“
Martin schreckte hoch und konnte seinen Augen kaum glauben, im Fernsehen wurde Carolines großer Hut gezeigt. Doch er war nicht mehr so schön hellbeige wie noch vor einigen Tagen, denn nun färbten viele rote Flecken ihn, aber es war definitiv derselbe Hut. Fast hätte Martin sein Glas fallen lassen, aber im letzten Moment konnte er sich noch berappeln und schrieb sich schnell die Telefonnummer von dem Polizeirevier auf, dass sich um den Fall des blutbefleckten Hutes kümmerte. Sein Triumpfgefühl ging in einer leichten Panik unter, was war nur mit Caroline passiert? Ob es ihr gut ging?
Schnell wählte er die Nummer der Polizei und während es klingelte schwor er sich, dass er Caroline finden würde.
Zweite Wendung
Zwei Stunden war es nun her, dass Martin zur Wache gekommen war. Langsam bekam er Hunger, aber die Polizisten ließen sich Zeit und ihm blieb nichts anderes übrig als in diesem Raum zu sitzen und die Wände anzustarren.
Warum behandelten sie ihn wie einen Verbrecher? Er wollte doch nur helfen Caroline zu finden.
Als die Tür dann plötzlich aufging zuckte Martin zusammen.
„Monsieur Dubois, es tut mir leid das Sie warten mussten. Mein Name ist Capitaine Philippe Laurent und das ist mein Kollege Capitaine Robert Moreau. Wir ermitteln in dem Fall der vermissten Caroline Roux. Das ist alles sehr kompliziert, deshalb mussten wir erstmal mit Interpol telefonieren. Aber jetzt ist soweit alles geklärt und wir können endlich ihre Aussage aufnehmen.“
Martin verstand gar nichts mehr, warum mischte sich Interpol in das Verschwinden einer Studentin ein? Doch bevor er sich weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, fuhr der Polizeibeamte fort.
„Ihr Name ist Martin Dubois und Sie führen ein Café in der Rue de Cologne, ist das richtig?“
„Ja.“
„Woher kannten Sie die Vermisste Caroline Roux?“
„Sie war regelmäßig bei mir im Café.“
„Und wie gut kannten Sie sie?“
„Eigentlich nicht besonders gut, sie war sehr schweigsam und wollte am Liebsten alleine sein.“
Der Polizeikommissar notierte sich irgendwas und blickte Martin dann wieder an.
„Sie haben um 23.13 Uhr auf dem Polizeirevier angerufen und gesagt, sie wissen von wem der Hut stammt, der im Park gefunden wurde. Ist das richtig?“
„Ja, ich hatte einen Bericht im Fernsehen gesehen und habe den Hut wiedererkannt. Mademoiselle Caroline trug ihn immer wenn sie ins Café kam.“
„Woher wissen sie das es derselbe Hut ist?“
„Das weiß ich nicht genau, aber der Park ist nicht weit von meinem Café entfernt und Mademoiselle Caroline erwähnte das sie in der Nähe wohnen würde. Da schien es mir möglich, dass es ihrer ist. Außerdem war ich ziemlich entsetzt darüber dass er so voller Blut war. Wissen sie was ihr zugestoßen ist?“ Martin blickte die beiden Männer hoffnungsvoll an. Doch Capitaine Moreau schwieg weiterhin hartnäckig und Capitaine Laurent schüttelte nur leicht den Kopf.
„Wir versuchen noch herauszufinden, was genau passiert ist. Wann haben Sie Caroline Roux das letzte Mal gesehen?“
Martin überlegte, diese Frage hatte er sich schon öfter an diesem Abend gestellt und besonders seit er hier im Polizeirevier saß.
„Das muss wohl vor 2 Wochen ungefähr gewesen sein, genau kann ich es nicht sagen. Sie kam nicht jeden Tag vorbei und dann hatte ich auch noch frei. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nichts genaueres sagen kann.“ Martin ließ betrübt den Kopf hängen.
„Wie wirkte die Vermisste auf Sie?“
„Wie meinen Sie das?“ Der Polizist wedelte mit der Hand in der Luft.
„Wirkte Sie entspannt, gehetzt oder irgendwas in der Art?“
Martin runzelte die Stirn. Was sollte denn diese komische Frage?
„Keine Ahnung, ich meine, sie saß meistens an Ihrem Tisch und starrte vor sich hin. Sie hat nicht viel mit mir gesprochen. Sie war in sich gekehrt, wirkte manchmal etwas einsam vielleicht.“
„Aber Angst hatte sie keine?“
„Was sollen denn diese Fragen? Wieso sollte sie Angst haben? Vor wem?“ Martins Puls ging immer schneller. In was war Caroline nur verstrickt?
„Monsieur Dubois ich muss Sie bitten meine Fragen zu beantworten. Wir möchten die Vermisste so schnell wie möglich finden und versuchen nur uns ein Bild davon zu machen, wie sie ihre Tage vor dem Verschwinden verbracht hat.“
„Es tut mir leid, es geht mich ja auch eigentlich gar nichts an … Nein, sie wirkte nicht als hätte sie Angst vor irgendwas.“
Wieder schrieb sich Capitaine Laurent etwas auf. Dann seufzte er und schaute zu seinem Kollegen, dieser schüttelte leicht mit dem Kopf. Als sich der Kommissar wieder Martin zuwandte lächelte er leicht.
„Ich danke ihnen für ihre Hilfe. Ich denke das wäre zunächst alles. Wenn wir noch Fragen haben melden wir uns bei Ihnen.“
Martin wirkte verzweifelt. Er hatte nicht das Gefühl als hätte er den beiden Ermittlern weitergeholfen. Dabei wollte er so unbedingt, dass es Caroline gut geht. Und ihm ging das Bild des blutigen Hutes nicht aus dem Kopf.
Da fiel ihm plötzlich noch etwas ein.
„Warten Sie.“ Die beiden Männer waren bereits aufgestanden und hatten sich zur Tür gewendet. Jetzt drehten sie sich um und blickten Martin an.
„Ich glaube mir ist noch was eingefallen.“ Capitaine Laurent kam zurück und setzte sich wieder an den Tisch, sein Partner lehnte sich neben der Tür an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Es war glaub ich kurz bevor Mademoiselle Caroline nicht mehr ins Café gekommen ist. An diesem Tag war es ziemlich voll und ich und meine Mitarbeiterin hatten viel zu tun. Sonst habe ich immer versucht ein Gespräch mit Mademoiselle Caroline anzufangen, aber an diesem Tag kam eine Bestellung nach der nächsten. Deshalb habe ich bis jetzt auch nicht daran gedacht.“
„Was ist an dem Tag passiert?“
Martin schluckte schwer und versucht sich genau an den Tag zu erinnern. Er stand hinter der Theke und kochte einen Kaffee nach dem anderen, während Marie die Getränke und das Essen, dass Lui im Akkord kochte servierte. An dem Tag kamen die drei sogar gar nicht dazu eine Pause zu machen. Martin wusste noch, dass er abends völlig fertig ins Bett gefallen ist ohne noch was zu Essen.
„Mademoiselle Caroline kam ins Café und da ihr üblicher Tisch besetzt war kam sie zu mir an die Theke. Aber ich konnte mich nicht mit ihr Unterhalten und so setzte sie sich nur ans Ende und bestellte einen Cappuccino bei mir. Als ich ihn vor ihr abstellte hielt sie meine Hand fest. Ich war in Eile, weil so viel zu tun war und schaute sie deshalb wohl etwas gehetzt an. Auf jeden Fall schreckte sie etwas zurück, doch dann schien sie sich ein Herz zu fassen und blickte mir tief in die Augen.“
Martin schloss die Augen und dachte daran zurück wie sie ihm mit ihren unergründlichen grünen Augen anblickte. In diesem Moment wirkte sie durchaus etwas verängstigt.
„Monsieur Martin, kann ich sie um einen Gefallen bitten?“
Martin war erst so perplex gewesen, dass er nicht wusste was er sagen sollte, also nickte er nur stumm.
„Wenn mir etwas zustößt, müssen Sie mir bitte versprechen, dass Sie versuchen Martina Riberí zu finden.“
Martin lachte kurz irritiert auf. „Aber was sollte Ihnen denn zustoßen?“
„Bitte“, sagte sie eindringlich. „Sie müssen es versprechen. Sagen Sie ihr das Nathalie sie liebt und das ich es versucht habe, aber gescheitert bin.“
Martin öffnete wieder die Augen und schaute den Kommissar an. Dieser nickte seinem Kollegen zu worauf dieser eilig den Raum verließ.
„Hat sie sonst noch was zu Ihnen gesagt?“
„Nein, dann rief meine Mitarbeiterin nach mir, weil die Kunden auf ihre Getränke warteten.“
„Und Sie haben keine Ahnung wovon Caroline Roux gesprochen hat?“
„Nein, ich kenne weder eine Martina noch eine Nathalie.“
Capitaine Laurent nickte mehr zu sich selbst als zu Martin und hielt ihm dann die Hand hin.
„Ich danke Ihnen sehr, damit helfen Sie uns auf jeden Fall. Wir melden uns. Ein Kollege kommt gleich noch und wird Sie noch Ihre Aussage unterschreiben lassen.“ Und damit wollte er seinem Kollegen hinterher hinausstürmen.
„Wissen Sie wovon Mademoiselle Caroline gesprochen hat?“
Über die Schulter hinweg sagte der Capitaine: „Wie gesagt, darf ich nicht mit Ihnen über die Ermittlungen sprechen.“ Und damit war er verschwunden.
Martin saß alleine und ratlos in dem Zimmer.
Das Ende
Mehrere Wochen hatte Martin nichts über Caroline gehört. Weder von der Polizei noch von jemand anderem. Es war so, als hätte sie nie existiert.
Martin hätte nicht mehr damit gerechnet, die Wahrheit über Caroline zu erfahren.
Es war ein herrlicher Tag und das Café war dementsprechend voll, deshalb rechnete Martin nicht damit heute was anderes zu machen als zu arbeiten. Doch als diese Frau hereinkam, war es Martin als hätte er all die Wochen nur auf sie gewartet. Er konnte nicht sagen warum, aber sie zog seine Blicke auf sich und als sie in seine Richtung schaute, wurde ihm auch klar warum. Sie sah aus wie Caroline nur älter. Im blieb vor Verblüffung der Mund offenstehen, als sie auch schon auf ihn zu kam.
„Sind Sie Monsieur Dubois?“
„Ja genau, was kann ich für Sie tun?“
„Mein Name ist Martina Riberí und ich bin die Mutter von Nathalie. Sie kannten Sie wohl besser unter dem Namen Caroline. Kann ich Sie einen Moment sprechen?“
Martin wusste nicht, wie er reagieren sollte. Hier stand die Frau, von der Caroline bei ihrer letzten Begegnung gesprochen hatte. Allerdings war das Café immer noch so voll, dass er Marie unmöglich alleine lassen konnte. Er überlegte nicht lange und machte ihr einen Vorschlag: „In zwei Stunden schließen wir das Café. Meine Mitarbeiterin kann dann bestimmt allein aufräumen und wir könnten in meine Wohnung hoch gehen und dort ungestört sprechen. Setzen Sie sich gerne so lange an die Theke, ich mache Ihnen einen Kaffee, wenn Sie mögen. Der geht auf mich.“
Martina Riberí nickte und ging zu dem freien Platz an der Theke, um zu warten.
Nachdem die letzten Gäste gegangen waren, sprach Martin alles kurz mit Maria ab und ging dann auf Martina zu.
„Madame Riberí, bitte kommen Sie, hier entlang.“ Er zeigte auf den schmalen Durchgang, der zwischen Küche und Toiletten lag und wo eine Treppe hinauf in seine Wohnung führte.
Als sie es sich in Martins Küche gemütlich gemacht hatten, schien Martina nicht recht zu wissen, was sie sagen sollte.
„Sie sagten, Sie sind Carolines Mutter?“ Versuchte Martin ihr zu helfen.
„Ja, das bin ich. Allerdings heißt sie eigentlich Nathalie. Caroline hat sie nur als Decknamen benutzt, wie ich erfahren habe.“
„Wie meinen Sie das?“
„Es tut mir leid Ihnen sagen zu müssen, dass meine Tochter nicht die ist, für die sie sich bei Ihnen ausgegeben hat.“ Sie seufzte tief, doch Martin ließ ihr Zeit um fortzufahren.
„Nathalie konnte sich immer schon für alles, was mit Computern zu tun hatte begeistern und so war es auch nicht verwunderlich, als sie nach der Schule ein Studium in dieser Richtung begann. Doch was ich nicht ahnte, war, dass Sie sich abends mit Vorliebe in Firmen und Unternehmen einhackte. Zuerst schien das nur ein Zeitvertreib für sie zu sein, aber irgendwann stellte sie fest, dass sie so bei einigen kleineren Geschäften die Alarmanlagen manipulieren konnte. Und da eine junge Studentin immer etwas an Geldmangel leidet, probierte sie eines Tages ihren ersten Coup aus.“
Martin konnte es nicht glauben, Nathalie war eine Diebin? Diese schüchterne junge Frau, die immer so verträumt in die Gegend geblickt hatte? Wie konnte das sein? Und konnte er dieser Frau glauben, die behauptete ihre Mutter zu sein?
Doch Martina fuhr bereits fort. „Nachdem sie bemerkt hatte, dass sie wohl einfach so mit dem Einbruch davonkommen konnte, wollte sie immer mehr. Sie schloss sich einem Einbruchsring an und organisierte für diesen auch regelmäßig neue Pässe und Ausweise, so blieben die Einbrüche nicht auf ein Land beschränkt.
Doch wie das immer so ist, irgendwann macht auch die Beste einen Fehler. Und so landete sie auf der Liste von Interpol.
Ich war leider auch nicht ganz unbeteiligt daran, dass sie sich hier in Paris versteckt hielt, denn ich habe für sie gelogen. Allerdings unter der Bedingung, dass sie hier ein neues Leben beginnt. Ohne Diebstähle. Doch ihr fehlte es am Geld und so plante sie anscheinend einen weiteren Einbruch.“
Nun verstand Martin so einiges. Gegenüber von seinem Café lag ein Juwelier und als er dachte, Nathalie träumte vor sich hin, hat sie diesen wohl ausgekundschaftet.
„Was ist mit ihr passiert?“, fragte Martin.
„Oh, das weiß ich auch nicht so genau, die Polizei geht davon aus, dass sie sich wieder einen neuen Namen zugelegt hat und irgendwo untergetaucht ist. Wahrscheinlich außerhalb von Europa. Aber leider verliert sich ihre Spur. Sicher weiß man nur, dass sie was geplant hat und als sie sich mit einem alten Kumpel von damals in Verbindung gesetzt hatte, flog alles auf. Dieser arbeitet anscheinend seit kurzer Zeit für die Polizei und hat ihren Aufenthaltsort preisgegeben. Aber irgendwas muss sie geahnt haben, denn als die Polizei ihre Wohnung stürmte war sie schon nicht mehr da.“
„Aber der Hut und das Blut?“
„Sie wollte die Spur auf ein Verbrechen lenken, damit sie flüchten kann. Keine Sorge, ihr geht es gut.“
Martin schüttelte den Kopf. „Woher wissen sie das alles und warum kommen sie zu mir?“
Martina zog eine Postkarte aus ihrer Handtasche und reichte sie Martin. Darauf war ein Strand zu sehen mit dem Schriftzug „Viele Grüße von Hawaii“. Als er die Karte umdrehte standen da einige wenige Worte. Außerdem viel ihm auf, dass diese Karte schon vor einigen Wochen bei Martina angekommen sein musste.
„Mama, es tut mir leid, ich konnte einfach nicht anders, ich habe es versucht. Bitte fahre in die Rue de Cologne und erzähle dem Cafébesitzer Martin Dubois die ganze Geschichte. Er war der einzige Mensch seit Jahren, der sich um mich sorgte. Natürlich außer dir. Kuss Nathalie“
Martin war sprachlos. „Damit müssen sie zur Polizei.“
Martina schnappte sich die Karte aus seinen Händen und steckte sie schnell weg.
„Haben sie Kinder?“
„Nein.“
„Dann können sie das vielleicht nicht verstehen, aber sie ist die einzige Familie, die ich noch habe und ich werde sie schützen. Auch wenn das heißt, dass ich sie nie wieder sehen werde. Ich bitte sie eindringlich nicht zur Polizei zu gehen. Nathalie hat sie anscheinend wirklich gemocht, sonst hätte sie mich nicht um diesen Gefallen gebeten., der sie in Gefahr bringt.“
Mit diesen Worten stand sie auf und wandte sich zum Gehen.
„Ich kann sie nicht daran hindern alles der Polizei zu melden, aber ich flehe sie nochmals an es nicht zu tun. Für mich und für Nathalie. Sie ist nicht Böse, sie lässt sich nur gerne von weltlichen Dingen verführen.“
Damit verschwand sie. Martin hörte nur noch, wie die Tür hinter ihr ins Schloss fiel.
Er war sich noch nicht sicher, was er tun sollte, im Moment war er einfach nur vollkommen entsetzt, wie ihn seine Menschenkenntnis so täuschen konnte.
Nachdem er sich einen weiteren Kaffee gegönnt hatte, hatte er eine Entscheidung getroffen.
Er vergaß einfach, dass Martina Riberí je in seinem Café gewesen war.
Und trotz allem blieb eine vage Hoffnung, dass er Nathalie eines Tages wiedersehen würde.
Teilnehmerliste:
- readbooksandfallinlove.com
- nadines-schreibwerkstatt.de
- sakuyasblog.blogspot.de
- flashtaig.wordpress.com
- norbertschimmelpfennig.wordpress.com
- kathakritzelt.com
- ellynyxxm
- passion-of-arts.de
- buechereule_
- frl-wunderwald.com
- buechersammelsurium.wordpress.com
Ihr Lächeln am Ende ist ein toller Cliffhanger. Ich bin auf jeden Fall gespannt, was ihr Geheimnis ist.
Ich auch 😀
Muss mir mal die 1. Wendung bei Elizzy anschauen. 😉
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