Zwei Rezensionen in einem

Ich möchte mal ausprobieren, ob ich es hinbekomme, eine Art Vergleichsrezension zu schaffen. Also zwei Bücher mit ähnlichem Thema in einem Beitrag. Hier ist das Ergebnis.


Die Idee kam mir als ich das Buch Fucking Berlin von Sonia Rossi gelesen habe, denn ich hatte ein Buch mit ähnlichem bzw. hier ist das Thema sogar gleich auch noch im Regal stehen, Mein teures Studium von Laura D.
Beide Frauen schreiben über ihre Studentinnenzeit und beide haben nebenbei als Prostituierte gearbeitet. Zunächst aber schauen wir uns jedes Buch einmal einzeln an.

Fucking Berlin von Sonia Rossi

Fucking Berlin

Sonia kommt aus Italien nach Berlin um dort zu studieren. Als sie alleine durch die fremde Stadt zieht lernt sie Ladja kennen und lieben. Es dauert nicht lange und er zieht bei ihr ein, doch das Leben zu zweit ist teuer und so muss sie noch neben ihrem Studium einen Job annehmen. Und das sollte am besten ein Job sein, der schnell einiges an Geld in die Kasse bringt.

Ich bin weder als Nutte geboren, noch habe ich in meiner Kindheit davon geträumt, eine zu werden.“

S. 26 – Kapitel 2 Erotik-Chat

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, denn Sonia hat einen interessanten Schreibstil, der mir sehr gut ihre damalige Situation näher bringen konnte und trotzdem Platz lässt für viel Gefühl. Denn ich hatte an vielen Stellen Mitleid mit ihr. Teilweise fand ich ihr Leben sehr traurig, denn sie tingelt nur zwischen Hörsaal und Puff wie sie es selber nennt. Ich hatte das Gefühl, dass da keiner ist, der ihr helfen kann. Ladja sieht nicht was seine Freundin da macht bzw. möchte es vielleicht auch nicht sehen, damit er in Ruhe sein Leben leben kann und ihren Eltern kann und möchte sie nicht sagen, wie sie ihr Studium in Deutschland finanziert.

Und auch wenn ich wirklich viel mit ihr mitgefühlt habe, wirkte sie nach ihrer Erfahrung in dieser Szene sehr abgebrüht, wahrscheinlich kann man sich einfach an alles gewöhnen.

Man gewöhnt sich“, antwortete ich mit einem Grinsen.“

S. 13 – Intro

Außerdem beschreibt sie auf der anderen Seite sehr schön, den Zusammenhalt der Frauen untereinander, der entstehen kann. Am Ende ist das Buch sehr hoffnungsvoll und ich war froh zu lesen, dass sie den Absprung geschafft hat und nicht versumpft ist. Außerdem ist es gut, dass sie nichts bereut, sondern ihre Erfahrungen daraus gezogen hat. Das Buch war wirklich sehr interessant und Sonia hat mir eine Welt gezeigt, mit der ich noch keinen Kontakt hatte.


Mein teures Studium von Laura D.

Laura hat gerade ihr Studium begonnen und muss feststellen, dass alles teurer ist als sie dachte. Aus Geldnot wählt sie einen extremen Weg und wird zur Prostituierten neben ihrem Studium. Doch das Doppelleben macht ihr zu schaffen.

Lauras Geschichte beginnt sehr hoffnungsvoll, sie beginnt ihr Studium und zieht dafür zu ihrem Freund Manu. Sie ist sehr fleißig und da ihre Eltern nicht so viel Geld haben, muss sie selber für ihren Unterhalt sorgen.
Manu fand ich wirklich echt krass, denn er kommt aus einem Haus in dem Geld keine so große Rolle spielt und trotzdem setzt er Laura so unter Druck, dass sie einfach keinen Ausweg mehr sieht als ihren Körper zu verkaufen. Doch jedes Mal schwört sie sich ist es das letzte Mal, doch wie eine Art Sucht kommt sie nur schwer aus der Spirale wieder raus. Außerdem gibt es keinen Job bei dem man an einem Abend bis zu 250 € verdienen kann.

Man tut es nur aus der Not heraus und redet sich ein, es sei nur vorübergehend, nur für eine Zeit lang, um die Rechnungen, die Miete und das Essen bezahlen zu können.“

S. 10 – Vorwort Verschließen Sie nicht die Augen

Auch Laura tut mir sehr leid, denn auch bei ihr ist da keiner zu dem sie gehen kann. Ihr Freund der sie unter Druck setzt und sich einfach nur mies verhält und auch ihren Eltern sagt sie nichts von ihrer Misere. Wahrscheinlich aus Scham. Doch auch als sie an einer Stelle um Hilfe bittet, bekommt sie keine große Unterstützung.

Am Ende wirkt sie auch hoffnungsvoll auf mich, aber ob sie es aus dieser Achterbahnfahrt rausgeschafft hat, dass kann ich nicht sagen. Ich hoffe es für sie wirklich.

Ganz am Ende gibt es noch einen Anhang mit Fakten zu diesen Arten von studentischen Nebenjobs in Frankreich und Deutschland. Das fand ich sehr aufschlussreich und interessant, obwohl die Zahlen natürlich bereits einige Jahre alt waren.

Der Vergleich

Beide Bücher behandeln das gleiche Thema und doch sind sie so unterschiedlich. Nicht nur weil die beiden Frauen unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben, auch gehen beide sehr verschieden mit der Situation um.
Ja, beide geraten durch Geldnot in diesen Beruf und natürlich ist das für beide kein Traumberuf den man erwählt. Aber trotzdem merkt man schon einen großen Unterschied.

Sonia zum Beispiel gibt sich recht offen und erzählt sehr freimütig über ihre Erfahrungen. Sie gibt auch zu, dass es nicht immer schlecht ist und beschreibt ausführlich ihre Stationen als Prostituierte. Wie schon gesagt kommt das alles sehr abgebrüht rüber und ich hatte das Gefühl das sie an diesem Teil in ihrem Leben gewachsen ist.

Bei Laura hingegen ging es mir anders. Bei ihr im Buch schwingt ein etwas aggressiverer Unterton mit, besonders wenn sie über ihre Freier berichtet. Wobei das nicht so häufig vorkommt, denn ihr geht es weniger darum ihr Leben als Prostituierte mit den Leser*innen zu teilen als klar zu machen wie man in so eine Situation gerät und was alles schief gelaufen ist.
Ich hatte nicht das Gefühl als würde sie einen Schlussstrich unter ihre Erzählung und eventuell noch die ein oder andere positive Erfahrung aus ihren Erlebnissen ziehen können.  Bei ihr überwiegt immer das Gefühl der Scham, dass sie ihren Körper verkauft hat, aber auch die Wut ist allgegenwärtig, das sie das überhaupt musste und es keine andere Möglichkeit gab um schnell an das Geld für ihr Studium zu gelangen.

Doch beide Bücher fand ich auf ihre Weisen sehr interessant und ich konnte auch so ziemlich die gleichen Lehren daraus ziehen. Denn ich finde es einfach furchtbar das junge Menschen keine andere Möglichkeit sehen als ihren Körper zu verkaufen nur um studieren zu können. Warum gibt es da keine bessere Lösung? Warum kann man diesen jungen Leuten nicht anders unter die Arme greifen? Ist es das was man für aufstrebende Student*innen haben möchte?
Das kann es doch wirklich nicht sein und doch die Zahlen aus Mein teures Studium sprechen aus das diese beiden Frauen keine Einzelfälle sind. Es ist wirklich traurig und dramatisch, dass sich niemand darum kümmert, dass es jungen Studierenden anders geht.
Ich gebe zu, ich habe jetzt nicht mehr recherchiert, wie es heutzutage ist, aber ich denke mir, dass es wahrscheinlich nicht wirklich besser geworden ist und sich trotzdem noch viele Prostituieren müssen um ihr Studium zu bezahlen. In den Jahren hat sich da bestimmt nicht so viel verändert. Aber das sollte es. Niemand sollte aus der Not heraus in diese Szene rutschen.

Wenn man Frauen hat wie Sonia, die da doch irgendwie gestärkt herausfinden ist es zwar immer noch nicht okay, aber wohl ertragbarer, aber bei Frauen wie Laura, die vor Scham vergehen, ist das einfach nur unzumutbar.

Fazit

Beide Bücher sind auf ihre Art sehr gut und konnten mich sehr fesseln. Auch wenn sie beide sehr unterschiedlich sind und auch die Töne der Geschichte anders klingen, schwingt im Hintergrund dieselbe Melodie mit. Es ist einfach furchtbar das junge Menschen ihren Körper verkaufen müssen um studieren zu können.
Ich kann die Lektüre der beiden Bücher empfehlen.

Kennt ihr eines der Bücher oder vielleicht sogar beide? Wie ist eure Meinung dazu?

Liebe Grüße
Eure Diana

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Buchperlenblog

Huhu Diana!
Interessante Lektüre, die du da im Regal stehen hast! Man mag eigentlich gar nicht so genau darüber nachdenken, was manche Menschen mit sich machen lassen (müssen), um ein halbwegs gesichertes Leben führen zu können.

Ich mag dieses neue Vergleichsformat von dir auf jeden Fall sehr gern, manchmal bietet sich so etwas ja auch wirklich an =)

Liebe Grüße!
Gabriela

christin

Die Idee mit dem Vergleich mag ich 😀
Gerne mehr davon! Vor allem ist so schön ersichtlich wie unterschiedlich solche Geschichten rübergebracht werden und mit den eigenen Stilen überzeugen oder ebn auch nicht.

Randnotiz:
Finde die Farbe in den Zwischenüberschriften im Beitrag auf dem Hintergrund unangenehm zu lesen.

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