[Klassikerjahr] Oscar Wilde

Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern.

Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.
Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.

Wir kehren nun aus Amerika zurück nach London. Dort lernen wir einen ganz besonderen jungen Mann kennen, Dorian Gray. Das besondere? Er altert nicht.
Und nachdem wir uns mit dem Buch beschäftigt haben, werden wir auch etwas über den Autor dahinter Oscar Wilde herausfinden.

Zum Buch

Wie schon oben erwähnt, Dorian Gray kann nicht altern. Und schuld daran ist wie der Titel es schon sagt Das Bildnis des Dorian Gray.

Nachdem der Maler Basil Hallward ein Gespräch mit Sir Henry über Dorian und seine Jungend und Schönheit geführt hat, lernt Sir Henry Dorian kennen und macht ihm deutlich wie vergänglich diese beiden Dinge sind. Nun saß Dorian Basil Modell und nachdem das Bild vollendet ist äußert Dorian den Wunsch, dass dieses Bild doch alle seine Laster und Erscheinungen des älter Werdens vollziehen sollte und er immer jung und schön bleibt. Naja, dieser Wunsch wird ihm erfüllt. Er kann alles machen was er möchte und äußerlich sieht man ihm nichts von seinen Umtrieben an.

Als ich das Buch begann hatte ich schon eine ungefähre Vorstellung davon wie Dorian sein würde, weil ich schon einiges gehört habe über ihn und damit gerechnet hatte, dass ich ihn nicht mögen würde. Was soll ich sagen, ich war etwas überrascht, dass ich ihm so viel Mitleid entgegen bringen konnte. Denn am Anfang des Buches ist er einfach nur ein junger Knabe, der unbedarft durch das Leben geht, bis ihm Sir Henry begegnet, der ihm allerhand schlechte Eigenschaften beibringt. Und naiv wie Dorian ist, kommen ihm diese Versuchungen natürlich wundervoll vor und so beginnt er ein wildes Leben.
Genau, Dorian machte auf mich einen sehr naiven Eindruck, der sich von Sir Henry manipulieren lässt. Und genau deshalb erweckte er mein Mitleid. Meiner Meinung nach ist der eigentliche Bösewicht der Geschichte Sir Henry, der bewusst diesen jungen, unbedarften Mann verführt. Aber auch tragische Figuren gibt es im Roman, wie Basil oder Sybil Vane, eine junge Schauspielerin, in die sich Dorian Hals über Kopf verliebt. Es ist also auf keinen Fall ein Wohlfühlbuch.
Aber es hätte mir sehr gut gefallen, wenn nicht diese seitenlangen Beschreibungen von Dorians Treiben gewesen wären, diese fand ich etwas langatmig und ja, auch langweilig. Ansonsten war ich wie schon gesagt positiv überrascht, dass mich das Buch doch überzeugen konnte.

Im Kontext

Ich habe zum Roman diesmal das Buch Das-Oscar-Wilde-Album von Merlin Holland gelesen, einem Enkel von Oscar Wilde. Ich fand es sehr interessant mal wieder eine andere Art von Biographie zu lesen, denn hier bezieht sich der Autor sehr auf die Darstellung von Wilde und das Buch ist gespickt mit vielen Bildern. Allerdings war der Nachteil etwas, das ich so weniger über die Zeit von Wilde erfahren habe und somit auch der Kontext zu Das Bildnis des Dorian Gray nicht im Fokus war. Deshalb wird dieser Teil meines Beitrags heute eher etwas sporadisch ausfallen.

1890 erschien Dorian Gray zunächst als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Lippincott’s Monthly Magazine und erst ein Jahr später wurde es überarbeitet als Roman veröffentlicht.
Der Roman kam im Großen und Ganzen nicht gut bei der Leserschaft an und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er Teil des Prozesses gegen Wilde wurde, als dieser wegen Unzucht angeklagt wurde. Natürlich musste er mit Leib und Seele sein Werk verteidigen.

Und trotz allem hat man manchmal das Gefühl, als wäre Dorian Gray ein wenig autobiographisch veranlagt, denn die völlige Hingabe von Gray zu dem Roman den er von Lord Henry bekommt, scheint auch manchmal bei Wilde durchzukommen. Bzw. die starken Emotionen und Gefühle die Gray empfindet, scheinen auch Wilde beherrscht zu haben.

Es ist seltsam, denn man könnte Das Bildnis des Dorian Gray als Kritik an die Dekadenz der Oberschicht verstehen und doch scheint genau das was Gray im Roman anstrebt auch das Ziel von Wilde gewesen zu sein. Nämlich „sei in aller Munde“.

Zum Autor

Okay, werden wir diesem Ausspruch gerecht und reden wir über Oscar Wilde. 😉

Sein Vater William Wilde, war ein Arzt und damals sehr anerkannt. Nicht nur weil er der „medizinische Berater für die irische Volkszählung von 1841 ernannt wurde“. Mit 28 Jahren hatte er schon sein Examen zum Arzt in der Tasche und zwei Bücher geschrieben. 12. November 1851 heiratete er dann Jane Francesca Elgee, die sich auch einen Namen machte unter dem Pseudonym Speranza, veröffentlichte sie Texte in Magazinen.

Am 16. Oktober 1854 wurde dann Oscar Fingal O’Flahertie Willls, als zweiter Sohn der Familie geboren. Bei seiner Namensgebung hat seine Mutter ihren irischen Patriotismus ausgelebt und Oscar legte nach und nach alle Namen ab.

Man kann die Familie Wilde als gutsituiert bezeichnen, wenn die Eltern nicht so unkonventionell gewesen wären, wenn zum Beispiel die drei Kinder (nach Oscar wurde 1857 noch eine Tochter geboren) bei Abendgesellschaften dabei sein durften.

Um 1865 wurden sein älterer Bruder William und Oscar als Internatsschüler auf die Portora Royal School geschickt. Oscar konnte dort als sprachbegabter auch in den alten Sprachen profilieren. Generell war er weder außergewöhnlich beliebt noch unbeliebt. Die Lehrer waren beeindruckt von seiner Begeisterung für die alten Sprachen und seine Mitschüler bewunderten ihn wegen seiner Wortgewandtheit. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er 1871 ein Stipendium für das Trinity College in Dublin bekam. Doch schon 3 Jahre später gewann Oscar die Berkeley Gold Medal für Griechisch und erhielt damit ein Stipendium für das Magdalen College in Oxford. Oscar Wilde war ein sehr guter Akademiker, denn sein Abschlussexamen schloss er als Jahrgangsbester ab.
Nachdem er von Dublin nach Oxford gekommen war, versuchte er in der Londoner Gesellschaft präsent zu sein, nach dem Motto auch schlechte Publicity ist Publicity.

Doch er brachte auch immer mehr Werke auf Papier als nur Sonette und im Herbst 1880 hatte er sein erstes Drama Vera oder Die Nihilisten vollendet und privat drucken lassen. Das Stück brachte es dann auch 1883 in New York auf die Bühne, wurde aber nach nur einer Woche abgesetzt und von der Kritik verrissen.

Im November 1883 war Wilde dann von seiner Amerikareise zurück und machte Constance Lloyd in Dublin auf einer weiteren Vortragsreise einen Heiratsantrag. Constance und Oscar hatten sich 1881 über Freunde kennen und lieben gelernt. Und so wurde die Hochzeit dann am 29. Mai 1884 in London gefeiert. „Anschließend rieste das junge Paar nach Paris und Dieppe“. Die beiden Söhne kamen dann 1885 Cyril und Vyvyan 1886.
Nun musste Wilde Geld verdienen, aber die Monotonie einer regelmäßigen Arbeit war nichts für ihn. Und gab es dann 1889 wieder auf.

Als ein besonderes Ereignis in Wildes Leben ist wohl der Einzug von Robert Ross im Jahre 1887. Dieser soll Wildes erster Liebhaber gewesen sein, obwohl das Ross bestritt und trotzdem blieb er ihm sogar nach seinem Tod noch treu und kümmerte sich um den Nachlass für Wildes Söhne.

Im Sommer 1891 lernte Oscar Wilde dann Lord Alfred „Bosie“ Douglas kennen, der dritte Sohn des Marquis von Queensberry, der natürlich gar nicht begeistert war, denn schon sein erster Sohn war homosexuell. Das gipfelte soweit, dass Oscar Wilde Queensberry wegen Verleumdung anklagte, warum er sich dazu hinreißen ließ ist nicht so ganz klar. Am 3. April 1895 wurde das Verfahren eröffnet und Wilde versuchte sich in Szene zu setzen. Am nächsten Tag jedoch zog Wilde die Klage zurück, doch zu spät, die Akten wurden von Queensberry an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und Wilde festgenommen. Drei Wochen später begann das erste Verfahren gegen die Krone. Am 25. Mai 1895 wurde Wilde dann zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
Nachdem er entlassen wurde, wären seine Kinder wohl ein Grund für ihn gewesen, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, aber Constance hatte die Kinder ins Ausland gebracht und durch Freunde beeinflusst ließ sie den Kontakt nicht zu. Als sie dann starb hatte Wilde gar keine Chancen mehr Kontakt mit seinen Söhnen aufzunehmen.

Im Herbst 1900 „verschlimmerte sich eine hartnäckige Ohrenentzündung, die er sich schon im Gefängnis zugezogen hatte“. Doch bei der Operation gab es Komplikationen und schon bald danach war er ans Bett gefesselt. Am 30. November starb er dann und bekam zunächst ein Armenbegräbnis, weil er durch seinen Unzuchtprozess Schulden hatte. Erst neun Jahre später gelang er zu seiner jetzigen Ruhestätte.


Natürlich war Oscar Wilde jemand der immer wollte, dass über ihn geredet wurde, aber durch den Prozess wegen Unzucht wurde er mittellos und konnte seine Kinder nicht mehr sehen geschweige denn ihnen schreiben. Ein tragisches Leben wenn man zurückblickt.

Ich konnte wirklich einiges von seinem Leben in Dorian Gray im Nachhinein erkennen und wie schon erwähnt war ich positiv überrascht. Ein gutes Buch fand ich. Jetzt aber freue ich mich auf den nächsten Klassiker und reise zusammen mit Tom Sawyer und Huckleberry Finn über den Mississippi.

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe. 😀

Liebe Grüße
Eure Diana

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