Heute mal eine Anthologie außerhalb der Reihe.
Werbung: Ich bedanke mich beim Bloggerportal und dem Luchterhand Verlag für das Rezensionsexemplar. Mein Beitrag zu dem Buch spiegelt meine eigene Meinung wider und wurde nicht beeinflusst.
Dinosaurier auf anderen Planeten von Danielle McLaughlin habe ich von der lieben Gabriela von Buchperlenblog empfohlen bekommen (hier geht es zu ihrer Rezension) und da das Buch gut in mein Anthologienjahr passt, habe ich es kurzerhand gelesen. 🙂
Man steigt ohne große Vorerklärungen in die 11 Geschichten ein. Zwar gibt der Klappentext einen kleinen Hinweis darauf, was einen erwartet aber was das große Thema hinter den Kurzgeschichten ist bleibt etwas im Dunkeln. Dort steht „Männer und Frauen, Alt und Jung bewegen sich durchs Leben, wie ein Tourist ein fernes Land erkundet. Aufmerksam, mit einer Mischung aus Staunen und Misstrauen. Sie leben in ständiger Gefahr, missverstanden, verletzt oder abgelehnt zu werden, und wollen doch nur begreifen, wer sie sind, in welcher Welt sie leben.“
Ich glaube, das ist aber nur ein Aspekt hinter den Geschichten, denn die meisten handeln für mich von Familien, aber nicht immer glückliche, denn oft erfährt man im Laufe der Geschichte ein Geheimnis hinter der Fassade, das versteckt werden möchte oder vielleicht sogar aufgedeckt?
Am Ende der meisten Geschichten bleibt es offen, ob es für die Protagonist*innen gut oder schlecht ausgeht. Es ist wie das Leben selber, in dem man auch weitermacht, obwohl es gerade nicht so gut läuft oder man Dinge erfahren hat, die einen schockieren oder umwerfen können.
Ich mochte es besonders, wie sich die Geschichten aufbauten, meist mit etwas harmloseren Themen, entwickelte sich ein Sog, der deutlich machte, da ist noch mehr als man auf den ersten Blick wahrgenommen hat. Wie zum Beispiel bei der Geschichte Die Kunst des Füßebindens. Hier hat man zunächst einen Konflikt zwischen der Mutter und der Teenagertochter, der sich aber im Laufe der wenigen Seiten vergrößert und noch viel mehr offenbart als den Streit zwischen den beiden über eine Hausaufgabe.
Die Autorin
Danielle McLaughlin hat mit Dinosaurier auf anderen Planeten ihr Debüt geschrieben und ich denke, ich kann getrost sagen, das man sich auf mehr freuen kann.
Sie schreibt sehr fesselnd und ich bin sehr gespannt auf ihren ersten Roman, an dem sie schon schreibt bzw. der schon auf Englisch erschienen ist. Wenn diese kurzen Geschichten schon gut sind, was kann sie dann in einer Geschichte von über 300 oder 400 Seiten schaffen?
Und wenn euch immer noch nicht überzeugt hat, euch diesen Erzählband anzuschauen, dann gibt es hier ein paar harte Fakten: Dinosaurier auf andere Planeten kam 2015 „auf die Shortlist der Irish Book Awards Newcomer of the Year und wurde 2019 mit einem der höchstdotierten literarischen Preise weltweit ausgezeichnet, dem Windham-Campbell Prize.“
Auch privat hat sie bestimmt alle Hände voll zu tun, denn bei drei Kindern ist man auf jeden Fall gut beschäftigt. Und ich weiß zwar nicht wo genau sie in County Cork, Irland wohnt, aber die Bilder die ich gesehen habe, sind sehr eindrucksvoll und idyllisch aus. Da gerät man direkt ins Träumen. 🙂
Nun möchte ich euch aber zwei Geschichten gesondert vorstellen. Wobei ich vorneweg sagen muss, dass es mir wieder mal schwer gefallen ist meine Auswahl zu treffen, denn fast alle Geschichten konnte mich fesseln und faszinieren.
Hat mir besonders gut gefallen
Auch wenn mir direkt die erste Geschichte, die ich oben erwähnt habe Die Kunst des Füßebindens, manch einen schockierten Moment bereitet hat (denn es wird hier erklärt wie das Füßebinden vonstattengeht, echt ekelhaft, wenn man bedenkt wie lange das noch praktiziert wurde), habe ich mich doch für eine andere Geschichte entschieden.
Die Reiher am Fluss konnte mich doch noch mehr berühren. Wahrscheinlich weil ich es gut nachvollziehen kann, wenn die Autorin beschreibt wie neben der Spur die junge Mutter Cathy ist, die sich nicht anmerken lassen möchte, wie geschafft sie mit der Tochter Gracie ist. Vor allem vor ihrem Mann nicht, der hier nur als Er genannt wird und manchmal wie ein unbeteiligter Zuschauer wirkt. Doch im Laufe der wenigen Seiten erfährt man, dass es noch mehr gibt als einfach nur die „normale“ Erschöpfung mit einem Kleinkind und endlich greift er auch mal ein.
Hier merkt man ganz deutlich, wie nah am Leben die Autorin schreibt und doch gibt es mehr als man auf den ersten Blick sieht, denn wie viele Familien zeigen ihre Geheimnisse offen? Man versucht weiter zu machen, auch wenn man es nicht mehr schafft. Ein Teufelskreis, der schnell schlimm enden könnte. Doch noch rechtzeitig hofft man, merkt er was er an seiner Frau und Tochter hat und handelt anstatt nur dabei zu stehen und zu beobachten.
Ich kann wie gesagt nachvollziehen, wie es als junge Mutter ist und wie man manchmal kämpft um durchzuhalten und wenn es nur bis zum Abend ist, bis der Mann nach Hause kommt. Genau deshalb mochte ich auch viele der anderen Geschichten, sie waren einfach zum Greifen nah.
Hat mir nicht so gut gefallen
Am wenigsten hat mir Die Nacht des Silberfuchses gefallen. Obwohl diese Geschichte auch etwas hatte, konnte sie mich nicht ganz so überzeugen wie die anderen. Kavanagh und Gerard sind auf dem Weg zu Liddy und seiner Tochter. Dieser züchtet Nerze und ist Kavanagh noch Geld schuldig. Doch anstatt Geld gibt es einen weiteren Aufschub und Kavanagh und Gerard fahren unverrichteter Dinge wieder weg.
Das ist so die Kernaussage der Geschichte.
Hier fehlten mir einfach zu viele Informationen, die Geschichte startet und endet und sehr viel passiert nicht zwischendrin. Libbys Tochter ist zwar ein Dreh- und Angelpunkt in der Handlung, aber wirkt nicht sehr greifbar. Natürlich schwingt hier auch wieder eine Art Geheimnis mit, aber am Ende war ich mir nicht sicher, ob sich überhaupt irgendwas verändert hat. Für mich bleibt alles beim Status Quo.
Um es genauer zu sagen, die Entwicklung fehlt mir. Bei der oben vorgestellten Geschichte kann man diese fühlen und auch sehen, aber hier war es für mich nicht ersichtlich. Vielleicht war ich zu unaufmerksam, aber ich konnte keine Entwicklung erkennen.
Aber auch wenn ich Die Nacht des Silberfuchses hier in diesem Abschnitt vorstelle, war der Schreibstil der Autorin trotz allem sehr einnehmend.
Fazit
Ein gelungenes Debüt, das einem Lust auf mehr von der Autorin macht. Ich konnte mich in viele Geschichten sehr hineinfühlen und habe mit den Protagonist*innen mitgefiebert und auch manchmal gerätselt was denn wohl passiert ist, das sie nicht immer offen über alles reden können. Wie zum Beispiel in Alles über Alice, wo man erfährt, dass sie wohl was schlimmes getan hat und man sich fragt, was so schlimm sein könnte, dass sie fast schon gemieden wird. Dasselbe gilt für viele der anderen Geschichten auch, dabei hat jeder doch irgendwie mal was gemacht worauf man nicht so stolz ist, aber wie schlimm das ist, entscheidet man nicht immer selbst.
„Familie ist Familie, dachte ich, das hilft alles nichts.“ (S. 185)
Auf jeden Fall ein toller Erzählband, den ich sehr gerne weiterempfehlen möchte, wenn man Geschichten mag, die hinter die Fassade blicken.
Kennt ihr diese Anthologie? Wie fandet ihr das Buch? Oder konnte ich euer Interesse dafür wecken? Hinterlasst mir gerne einen Kommentar.
Liebe Grüße
Eure Diana
Hallöchen Diana!
Ich freu mich total, dass ich dich mit meiner Empfehlung überzeugen konnte! Ich fand die Dinosaurier auch gerade wegen ihrer Erzähl weise sehr einnehmend, auch wenn mitunter nicht allzu viel gesagt wurde. Und auch jetzt, noch Wochen später, sind viele der Geschcihten irgendwo in meinem Kopf verankert, grüble ich noch manches Mal, wie es den Einzelnen wohl ergangen ist in der Zwischenzeit. Verrückt, ich weiß. 😀
Alles Liebe!
Gabriela
Hallo!
Ich finde das gar nicht verrückt. Wenn mich ein Buch von sich begeistern konnte, dann denke ich auch öfter an die Charaktere und überlege mir wie es ihnen wohl gehen mag. 😀
Manchmal stehe ich vor meinem Regal und schaue mir liebgewonnene Bücher an und stelle mir vor, wie sie jetzt eine neue Geschichte erlebt haben.
<3
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