[Aktion] Writing Friday: Januargeschichte

Freitag ist Geschichtentag!

Im Dezember habe ich es leider wieder nicht geschafft am Writing Friday mitzumachen, aber für das Jahr 2023 habe ich mir wieder mehr Freitagsbeiträge vorgenommen. Mal sehen, ob ich es auch wirklich schaffe.

Vor allem, weil Elizzy von readbooksandfallinlove sich etwas Neues für den Writing Friday ausgedacht hat. Nämlich in diesem Jahr gibt es nicht jeden Freitag eine neue Geschichte, sondern sie gibt einen Anfang vor und dann wird jeden Freitag ein weiterer Teil dazu geschrieben. Das ist eine ganz wundervolle Idee finde ich und ich mache da mit Vergnügen mit. ?

Hier nochmal die Regeln im Überblick:

  1. Am Freitag wird veröffentlicht
  2. Nehmt den Anfang der Geschichte und baut die Schreibaufgaben jeden Freitag weiter mit ein
  3. Schreibt jeden Monat eine tolle Geschichte, die bei jedem gleich anfängt aber komplett anders endet
  4. Die detaillierte Beschreibung zum Writing Friday könnt ihr in diesem Beitrag nochmals nachlesen.
  5. Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  6. Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei, lest euch die Geschichten durch und hinterlasst einen Kommentar!

Eckdaten zur Geschichte

Der Anfang

Diesmal würde es gelingen, ich konnte es spüren. Das Gefühl, welches mich nun überkam war anders. Irgendwie vertrauter und doch war es neu. Ich blickte nach rechts und hörte das wohlige Rauschen des Meeres. Vertraut und doch neu. Ich sah einige Möwen, konnte Salz in der Luft schmecken und wusste, diesmal würde es länger anhalten. Ich kam erst gestern an aber es fühlte sich so an als wäre ich nie fort gewesen. Dieser Neuanfang würde ein wirklicher Neuanfang werden. Ich hatte alles zurückgelassen. Freunde, Familie und selbst meine Wohnung hatte ich gekündigt. Die einzige Last, die ich von zu Hause mitnahm war mein Job. Zu Hause, wie seltsam – ich hatte keines mehr. Ich wollte ein neues erschaffen.


Bevor ich wieder nach drinnen in mein Apartment ging, sog ich nochmal einmal die neuen Gerüche der noch fremden Stadt in mich auf. Nie hätte ich gedacht, dass ich diesen Schritt wagen würde, doch nun bin ich hier in meiner Traumstadt Barcelona.
Meine Tasse mit dem Tee in der Hand trat ich vom Balkon in die Wohnung und schaute mich um. Puh, ein wenig war noch zu tun, denn einige wenige Habseligkeiten hatte ich mitgebracht. Allen voran einige Bücher mit Entwürfe für meine Bilder.

Dieser Raum war perfekt für mein Atelier. Durch die großen Scheiben des Balkons fiel das Sonnenlicht fast den ganzen Tag herein und ich brauchte meine Staffelei nur ein klein wenig zu drehen um gut malen zu können. Genau wegen diesem großen Raum hatte ich das Apartment genommen. Die anderen beiden Räume waren kaum der Rede wert, eine kleine Wohnküche, die sich an den großen Wohnbereich anschloss und dann noch ein Schlafzimmer, das man mehr als Schrank bezeichnen konnte, aber geschlafen hatte ich die letzten Jahre genug. Nun wollte ich leben!
Eine leere Leinwand stand bereits auf der Staffelei, ich musste nur die Farben und Pinsel auspacken und loslegen.
Doch warum zögerte ich zu beginnen? War es nicht genau das was ich mir immer gewünscht hatte? In Barcelona zu leben und mit meiner Kunst Geld zu verdienen?
Doch was ist wenn ich scheitere? Wenn niemand meine Bilder kaufen möchte?

In diesem Moment klingelte mein Handy. Schnell stellte ich meine Tasse ab und suchte danach.
„Hallo, ich wollte fragen ob du gut angekommen bist.“, die beruhigende Stimme meiner Mutter kam aus dem Lautsprecher.
„Ja, bin ich. Es ist toll hier. Ich… ich weiß nur nicht wie ich anfangen soll.“
Kurzes Schweigen am anderen Ende. „Mach es einfach, du weißt das du malen kannst und ich glaube ganz fest daran, dass du deine Bilder verkaufen kannst.“
„Danke, es tut gut das zu hören.“
„Ich möchte dich jetzt auch nicht weiter aufhalten. Du kannst das! Ich liebe dich!“
„Ich liebe dich auch!“ Ich legte auf und nachdem ich nochmal tief durchgeatmet habe, suchte ich meine Malutensilien zusammen und legte los.

Inspiriert von den Büchern von Carlos Ruiz Zafon, die ich immer schon geliebt hatte, wollte ich ein neues Barcelona in meinen Bildern zum Leben erwecken. Eine Welt, die diese wundervolle Stadt mit Büchern vereint. Ich möchte die Magie des gelesenen in meine Bilder bannen und eine Geschichte erzählen. Auf geht’s!

Der erste Pinselstrich war getan, mein Leben begann neu.

Erste Wendung

Nach zwei Monaten intensiver Arbeit und hartnäckiger Suche nach einer Galerie hatte ich es geschafft. Endlich wollte mir ein Galerist eine Chance geben. Sein Name war José Díaz und er hatte eine kleine Galerie, die aber unter Kennern bekannt war. Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte, als ich einfach aus Spaß und ohne große Hoffnung eines Tages in seiner Galerie „El Sol“ aufgetaucht um ihm einige Fotografien meiner Bilder zu zeigen.
Schnell war er begeistert und gewillt, meine Bilder in Natura zu sehen und ihnen eine kleine Ecke in seiner Galerie zu geben. Und so machten wir einen Termin für die nächste Woche aus.

In dieser Woche war es für mich das schwierigste, mich für drei ausdruckstarke Bilder zu entscheiden. Denn mehr Platz hatte er erstmal nicht für mich. Aber das war ja auch kein Wunder, noch hatte ich kein Bild verkauft und er wollte sehen, ob seine Kundschaft sich genauso für meine Kunst begeistern konnte wie er.
Nach zwei ziemlich anstrengenden Tagen und Nächten, hatte ich mich endlich entscheiden können.

Das erste war ein sehr farbenfrohes Bild, dass ich im Park Güell gemalt hatte und auf dem eines der Gebäude mit den bunten Mosaiken zu sehen war, doch wenn man genau hinsah, konnte man sehen, dass sich in den Mosaiken und Fenstern Bücher und kleine Geschichten tummelten. Manche wurden selber zu einem aufgeschlagenem Buch oder fliegenden Seiten.

Das nächste Bild, wirkte auf den ersten Blick wie ein Mandala aus bunten Farben, sonnenstrahlähnlichen Gebilden und kleinen Büchern, die sich aber auf dem zweiten Blick zur Glaskuppel in der Konzerthalle Palau de la Música zusammensetzte.

Das dritte Bild hätte auch von M.C. Escher inspiriert sein können, denn der Winkel in der ich die Treppe vom Museu Picasso gemalt hatte wirkte sehr unendlich. Doch führen die Stufen hin zu einem großen Buch, eingebettet in das Gebäude, welches eine kleine Geschichte über Picasso enthält.

Zufrieden mit meiner Auswahl konnte ich endlich mal wieder richtig tief und fest schlafen.

Morgen war es endlich so weit, mein Termin mit José war für den Nachmittag geplant. Um nicht nur mit meinen Bildern Eindruck zu machen, hatte ich beschlossen, heute zum Friseur zu gehen und mir danach ein neues Outfit zu gönnen.
Ich saß gerade mit meinem Frühstück auf dem Balkon, ich hatte mir das angewöhnt, weil ich immer noch nicht glauben konnte, dass man von meinem Apartment das Meer hören konnte, als ich mit einem Blick auf die Uhr feststellte, dass in zwanzig Minuten mein Friseurtermin war. Abräumen konnte ich später beschloss ich, schnappte mir meine Tasche und lief los.

Als ich aber nach etwa 2 Stunden wieder in mein Apartment kam, konnte ich meinen Augen nicht trauen. Meine Leinwände, meine Farben alles war in dem kleinen Wohnbereich verteilt. Schnell suchte ich die drei Kunstwerke, die ich extra für die Galerie rausgesucht hatte und erstarrte. Wie konnte das nur passiert sein?
Überall über den Bildern zogen sich kleine Risse, zusätzlich war eines der Bilder auch noch in einen Farbklecks am Boden gefallen und nun konnte man die rechte obere Ecke nicht mehr richtig sehen. Ich war den Tränen nahe.

Da fiel mein Blick auf den verwüsteten Balkon. Jetzt wurde mir so einiges klar, in meiner Eile hatte ich wohl vergessen die Balkontür zu schließen und die Reste von meinem Frühstück hatte ungebetene Gäste angelockt, die sich einen Weg in mein Apartment gesucht und dort leider für Chaos gesorgt hatten.
Bevor ich aber zusammenbrechen konnte, atmete ich tief durch und versucht zu überlegen was ich jetzt tun konnte. Immerhin war der Termin mit José morgen und ich musste ihm drei Bilder bringen. Das war meine große Chance vielleicht endlich Geld mit meiner Malerei zu verdienen.

Mein neues Leben stand auf der Kippe. Wie könnte ich es jetzt noch retten?

Zweite Wendung

Ich stand in einer Ecke des Raumes und ließ die Gespräche der umstehenden Menschen über mich hinweg plätschern. Mit meinem Sekt in der Hand und einem großen Strahlen im Gesicht, genoss ich den Augenblick.
Nach der Katastrophe in meinem Apartment hätte ich nie gedacht, dass ich hier stehen würde. Es war der Beste Tag in meinem Leben. Einziger Wermutstropfen war, dass ich ihn mit niemanden so richtig teilen konnte. Klar, José war dabei und er war einfach wundervoll, wie er mir geholfen hatte, nachdem ich ihn völlig aufgelöst kontaktiert hatte, weil ich es nicht mehr rechtzeitig geschafft hatte meine Bilder zu reparieren. Und wie er dann noch am selben Tag bei mir vor der Tür stand, um sich alles anzusehen und mir zu helfen mit Tipps und einem Plan, wie es jetzt weitergehen soll. Es ist wie ein Traum, dass er trotz allem meine Bilder ausstellen wollte.
Natürlich musste der Termin für die kleine Ausstellung verschoben werden, denn es war wirklich nichts mehr so richtig zu retten, ich musste die Bilder neu malen. Aber ein gutes hatte es dann doch, als er in meinem Apartment meine bisher gemalten Bilder gesehen hatte, bzw. das was noch von ihnen übrig war. Er war so begeistert, dass er direkt gesagt hat, dass er mehr als drei Bilder ausstellen möchte.

Nun stehe ich hier und betrachte all die Leute in Josés Galerie, die lachend und erzählend von einem Bild zum nächsten wanderten. Auch wenn ich heute keines der Bilder verkaufen würde, ich könnte nicht glücklicher sein.

Heute morgen als ich mit meinen Eltern telefoniert hatte, habe ich geweint vor Glück. In diesem Moment wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, indem ich den großen Schritt raus aus Berlin nach Barcelona gewagt habe.

Gedankenverloren grinste ich immer noch vor mich hin, als ich Josés Stimme vernahm.
„Luisa, komm doch mal bitte zu mir, hier ist jemand der dich gerne kennen lernen möchte.“
José stand zusammen mit einem etwas kleinerem Mann vor dem Bild mit der Treppe vor dem Museu Picasso.

Als ich bei den beiden ankam, legte José einen Arm um meine Schultern und stellte mich dem Mann vor.
„Das hier ist sie. Die Malerin dieser wundervollen Kunstwerke. Luisa, das ist Senor Rodrigos. Er hat schon viele Gemälde bei mir gekauft und besitzt ein gutes Auge für große Kunst.“
Obwohl ich weiterlächelte und dem Mann die Hand schüttelte, zitterte ich innerlich wie Espenlaub.
„Buenos Dias, Senor Rodrigos.“
„Außerdem ist er ein großer Fan von Picasso.“, fügte José noch an.
„Und aus diesem Grund ist mir natürlich ihr ganz reizendes Bild von der Treppe vor dem Museu Picasso aufgefallen. Sie haben die Details einfach ganz toll umgesetzt, ich fühle mich direkt an den Ort versetzt.“
Während er noch weiter schwärmte, drückte José kurz meinen Arm und verschwand im Getümmel. Jetzt war ich mit diesem enthusiastischen Mann alleine und hoffte, dass er sich am Ende seiner langen Rede entschloss das Bild zu kaufen.

Nach einem gefühlt ewigen Monolog über Picasso, ich stand nur daneben und nickte höflich dazu, blickte er mir tief in die Augen und räusperte sich.
„Also was meinen Sie dazu, wenn ich ihnen für ihr Bild 2000€ geben würde?“
Ich wollte gerade von meinem Sekt trinken, als ich diese Zahl hörte. Ich hielt inne und wusste nicht, was ich erwidern sollte. Zum Glück stand auf einmal wieder José neben mir.
„Wenn Sie noch 500€ drauf legen sind wir im Geschäft mein lieber Senor Rodrigos.“ Er hielt ihm die Hand hin und ehe ich noch irgendwie reagieren konnte, schlug Senor Rodrigos ein und lachte herzhaft.
„Jedes Mal gebe ich bei Ihnen mehr Geld aus als ich sollte.“
„Dafür bekommen Sie aber auch die besten Gemälde der ganzen Stadt.“ Er zwinkerte mir zu und holte aus seiner Innentasche ein Heftchen mit kleinen Punkten. Von diesen klebte er einen neben die Beschreibung des Bildes. Immer noch völlig überrumpelt, schüttelte ich nochmal die Hand von Senor Rodrigos und schaute ihm nach, als er zu einer anderen Gruppe schlenderte.
„Das ist sehr gut, dass er eines ihrer Gemälde gekauft hat. Er ist einer der bedeuteten Kunstliebhaber in der Stadt. Hoffentlich lockt das noch weitere Interessenten an.“, flüsterte José mir ins Ohr.
„Und jetzt genieße deinen Abend liebe Luisa.“
Mit diesen Worten ließ er mich allein und ich stürzte mich nach einem letzten Blick auf den kleinen Punkt ins Getümmel.

Mein erstes verkauftes Bild.

Das Ende

Ein Jahr ist es nun her, seit ich am Anfang meiner Reise stand. Genau hier auf diesem Balkon hat es begonnen. Damals hatte ich noch nicht richtig das Gefühl ein neues Zuhause zu haben, ich fühlte mich allein und ein klein wenig heimatlos. Aber dabei auch aufgeregt, weil ich mich endlich getraut hatte den Sprung zu wagen.
Nun stehe ich wieder hier und halte statt einer Tasse ein Glas in Händen, doch diesmal bin ich nicht allein. Meine Eltern sind extra aus Berlin gekommen um meinen Jahrestag zu feiern und auch meine neuen Freund*innen sind hier.

Es gab einige kleinere Rückschläge, aber unbeirrt habe ich für meinen Traum gekämpft und zusammen mit José, der mich sehr unterstützt hat, habe ich es geschafft eine kleine Stammkundschaft zu bekommen, die mir fast jedes meiner gemalten Bilder aus den Händen reißt.
Könnte ich mich nochmal entscheiden, ich würde alles genauso wieder tun. Für mich war alles genauso richtig.

Ich merke, wie jemand zu mir auf den Balkon tritt und drehe mich um. Meine Mutter steht lächelnd vor mir.
„Auch wenn ich vor einem Jahr sehr ängstlich war und nicht wusste, ob du es ganz alleine in Barcelona schaffst, habe ich immer gewusst, dass du deinen Weg machen wirst. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich!“
Sie breitet die Arme aus und ich lasse mich von ihr in eine lange Umarmung ziehen. Auf einmal merke ich wie mir Tränen der Rührung die Wange herunterlaufen.
„Mir hat es immer geholfen, dass ich wusste das du und Papa mich unterstützt. Und auch der Gedanke, dass ich jederzeit zurückkommen könnte, wenn ich gemerkt hätte, dass ich den falschen Weg gewählt habe. Danke das ihr immer für mich da seid!“
Jetzt muss meine Mutter auch schluchzen.
„Nun ist aber genug, wir wollen doch deinen Erfolg feiern und nicht hier draußen rumheulen.“, sagt meine Mutter und wir beiden müssen lachen.

Es ist zwar nicht immer leicht als Künstlerin über die Runden zu kommen, aber ich weiß, dass ich es weiterhin schaffen kann, mit der Unterstützung von Freund*innen und Familie.

Meine Reise ist noch nicht zu Ende.


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Katharina

Ein toller Abschlusssatz für den ersten Teil. Ich bin gespannt, wie sich deine Geschichte entwickelt. ?

Elizzy

Liebe Diana das ist so toll geworden ein richtig malerischer Anfang! Bin gespannt zu lesen, wie es bei dir weiter geht! Danke fürs mitmachen ?

Rina.p

Ohje ohje….So nah und dann dass. Ich hab auch die Zerstörung gewählt, aber meine Luisa ist noch nicht so weit gekommen.
Aber man merkt, dass du dich schon auskennst. Ich war vor gut 30 Jahren mal in Barcelona und Kunst ist so gar nicht meins…
Ich bin gespannt wie sie das Problem lösen kann.

Liebe Grüsse

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