[Aktion] Writing Friday: April in Briefen

Freitag ist Geschichtentag!

Elizzy von readbooksandfallinlove hat sich etwas Neues für den Writing Friday ausgedacht hat. Nämlich in diesem Jahr gibt es nicht jeden Freitag eine neue Geschichte, sondern sie gibt einen Anfang vor und dann wird jeden Freitag ein weiterer Teil dazu geschrieben. Das ist eine ganz wundervolle Idee finde ich und ich mache da mit Vergnügen mit. 😊

Hier nochmal die Regeln im Überblick:

  1. Am Freitag wird veröffentlicht
  2. Nehmt den Anfang der Geschichte und baut die Schreibaufgaben jeden Freitag weiter mit ein
  3. Schreibt jeden Monat eine tolle Geschichte, die bei jedem gleich anfängt aber komplett anders endet
  4. Die detaillierte Beschreibung zum Writing Friday könnt ihr in diesem Beitrag nochmals nachlesen.
  5. Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  6. Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei, lest euch die Geschichten durch und hinterlasst einen Kommentar!

Eckdaten zur Geschichte

Der Anfang

Brief vom 7. April 1920

Meine aller liebste Henriette,

ich denke oft an dich.
Der Krieg hat auch in unserer Familie Spuren hinterlassen. Trotzdem versuchen wir positiv zu bleiben und die neue Zeit willkommen zu heißen.

Meine Mutter organisiert dieses Wochenende wieder eine Gesellschaft. Ich habe es so satt, immer dieses Lächeln und die Konversationen. Ich vergehe vor Langeweile.
Wir haben heute einen Fotoapparat bekommen – ich plane bald wieder nach Paris zu reisen und dann werde ich dir dieses Gerät näher zeigen und so viele Abbildungen wie möglich von dir festhalten.

Bis dahin gebe ich mich mit den Träumen von dir zufrieden.
Auf bald, dein John

Brief vom 17. April 1920

Liebster John,

Ich denke auch ständig an dich und doch weiß ich, dass wir dies nicht tun sollten.
Du solltest dein Leben in London genießen, du weißt, dass ich nie gut genug für deine Familie sein werde. Ich hoffe die Gesellschaft war nicht allzu langweilig. Ein Fotoapparat? Es klingt doch sehr befremdlich, wenn du mich auf Abbildungen festhalten möchtest, viel lieber würde ich die Zeit ohne dieses Objekt mit dir verbringen. Wann kommst du wieder Liebster? Ich weiß wir sollten dies nicht tun aber das Herz steht über dem Verstand.
Bei uns im Atelier ist neben den üblichen Künstlern noch ein neuer Monsieur hinzugekommen. Er heißt Jacque und ich glaube er könnte bald das Atelier kaufen. Er erzählt viel vom Krieg und malt wirklich wunderschöne Wachsbilder.
Wann wirst du hier sein? Ich bin die nächsten Tage wieder ausgebucht und werde bald auf eine kleine Reise gehen aber ich möchte dich unter keinen Umständen verpassen.

Die Deine


Brief vom 22. April 1920

Meine geliebte Henriette,

ich werde so schnell wie möglich zu dir eilen. Ich kann es einfach nicht ertragen, dass du eine Reise unternimmst und wir uns dadurch verpassen werden. Außerdem scheint dich dieser Jacque sehr beeindruckt zu haben und mein Herz rast bei dem Gedanken daran, dass dieser Unhold das Atelier kauft und meine geliebte Henriette dann täglich sehen wird, während ich ungeduldig auf einen Brief von dir warten muss.
Gleich morgen werde ich den nächsten Zug nach Dover nehmen.

Warte auf mich meine Liebste
Dein John

Brief vom 23. April 1920

Geliebte Henriette,

ich bin rasend vor Wut. Gleich in der Frühe wollte ich heute den nächsten Zug nach Dover nehmen und hatte auch schon meinen Reisekoffer gepackt. Da stürmte mein Vater in mein Zimmer und verbat mir zu verreisen. Eine wichtige Angelegenheit, die meiner Anwesenheit verlangt, wäre geschehen. Leider drückte er sich nicht genauer aus und so warte ich immer noch auf eine nähere Erklärung. Wenn sich die König selber nicht angekündigt hat, weiß ich nicht was wichtiger wäre als an deine Seite zu eilen, um diesen Jacque von dir fern zu halten.
Ich hoffe, dass ich noch vor deiner Reise nach Paris kommen kann.

Dein, dich liebender John

Brief vom 27. April 1920

Liebster John,

mit Bestürzung habe ich deine Briefe erhalten und harre nun der Neuigkeiten, weswegen du deine Reise zu mir nicht antreten konntest.
Hat dein Vater erfahren, dass du dich mit mir in Paris treffen wolltest?
Ach könnten wir unsere Liebe doch endlich öffentlich bekannt geben, dann müssten wir uns nicht heimlich diese Briefe schreiben.
Doch du musst dir keine Sorgen machen, dass Jacque mir Avancen machen sollte, er ist ganz und gar in Sophie vernarrt. Und trotzdem habe ich mit Freude über deine Eifersucht gelesen.
Schon in drei Tagen werde ich meine Reise nach Marseille antreten und werde dort für eine Woche bleiben. Ich kann es kaum ertragen, dass wir uns vorher nicht mehr gesehen haben. Bitte sage mir aber, dass du es nach meiner Reise schaffst nach Paris zu kommen?

Deine wartende Henriette

Brief vom 4. Mai 1920

Meine liebe Henriette,

meine Eifersucht hat sich etwas gelegt, allerdings möchte ich mir diesen Jacque trotzdem selber ansehen, bevor ich ganz beruhigt sein kann.
Nein, ich denke nicht das mein Vater erfahren hat, wohin ich so übereilt reisen wollte. Allerdings hatte sich wohl zum Bank Holiday am 3. Mai viele Gäste des Adels angemeldet und mein Vater wollte, dass ich mit ihm zusammen das Fest organisiere. Aber da du nicht dabei warst, war es ein langweiliges Fest.
Nun, nachdem das vorbei ist, würde einer Reise nach Frankreich nichts im Wege stehen, sogar meine Mutter meinte, dass mir ein Tapetenwechsel guttun würde.
Ich plane also meine Reise für Ende der Woche, damit ich pünktlich zu deiner Rückkehr nach Paris auch dort eintreffe.

Bis bald, dein John

Erste Wendung

Brief vom 7. Mai 1920

Liebster John,

ich hoffe mein Brief erreicht dich noch rechtzeitig, aber bitte komme nicht nach Paris. Spontan hat sich ein Arrangement in London für mich ergeben und ich werde nach meiner Reise nach Marseille direkt weiterreisen. Ich wünschte, ich hätte das viel früher gewusst, aber erst gestern erreichte mich die Nachricht von Jacque, dass ich ohne Zwischenstopp nach London reisen solle. Der Künstler, der mich malen möchte, scheint jemand sehr bekanntes zu sein oder zumindest arbeitet er für jemanden von hohem Namen. Noch habe ich nichts genaues erfahren.
Ich werde mich bei dir melden, sobald ich englischen Boden betrete.

Deine, dich liebende Henriette

Brief vom 11. Mai 1920

John,

ich bin sehr beunruhigt, weil ich seit meinem letzten Brief nichts mehr von dir gehört habe. Ich hoffe, du bist nicht schon unterwegs nach Paris.
Heute Nachmittag werde ich mich auf den Weg nach London machen und ich hoffe, dass wir uns dann treffen können.
Ich weiß, dass deine Familie nicht glücklich darüber ist, aber ich kann einfach nicht mehr ohne dich sein.

Henriette

Brief vom 13. Mai 1920

Meine geliebte Henriette,

entschuldige mein langes Schweigen, aber ich wusste nicht, was ich dir sagen sollte.
Ich hatte dir ja von dem Fest zum Bank Holiday erzählt und dass es sehr langweilig für mich war. Allerdings hat mein Vater das wohl anders gesehen, denn kurz bevor ich mich nach Paris aufmachen wollte und dein Brief mich erreichte, verkündete mein Vater, dass er möchte, dass ich Lady Rosaline heiraten soll. Ich wusste zunächst nicht, von wem er sprach, aber dann erinnerte ich mich an das blasse Mädchen, dass er mir irgendwann im Laufe des Abends vorgestellt hatte. Ich bin wütend geworden und habe ihm gesagt, dass er nicht so über mich bestimmen könne, doch er drohte mir damit mich aus der Erbfolge zu tilgen.
Ich weiß nicht was ich tun soll meine liebste Henriette.
Zum Glück bist du bald in London und ich kann Trost in deiner Umarmung finden.

Dein John

Brief vom 25. Mai 1920

Lieber John,

es tut mir so leid, bitte verzeihe mir. Ich warte schon seit ich wieder in Paris angekommen bin auf eine Nachricht von dir, aber da bis jetzt noch nichts angekommen ist, muss ich dir einfach schreiben. Ich wollte nicht, dass es so endet. Wie hätte ich ahnen können, dass ich mich so hinreißen lasse und in aller Öffentlichkeit eine solche Szene veranstalten würde?
Aber bitte verstehe mich doch auch, als ich dich mit dieser Rosaline gesehen habe und dann auch noch eure Verlobung bekannt gegeben wurde, konnte ich nicht anders. Wieso hast du mich nicht vorgewarnt?
Einen Tag vorher lagst du noch in meinen Armen und erzählst mir, wie sehr du mich liebst und dann sowas?
Jacque ist auch stinksauer, weil mein Auftraggeber das Gemälde nicht mehr haben möchte. Wenn sich das in Paris rumspricht, dann kann ich meine Arbeit einstellen.
Ach bitte John, schreibe mir.

Deine untröstliche Henriette

Brief vom 27. Mai 1920

Henriette,

du bist untröstlich? Was meinst du wie ich mich fühle? In aller Öffentlichkeit schreist du mich an und lässt unsere Liebe vor aller Augen auffliegen. Ich konnte doch nicht anders als dich abzuweisen. Auch so schon sind meine Eltern sehr misstrauisch geworden und jetzt lassen sie mich noch weniger aus den Augen.
Außerdem habe ich jetzt ständig Lady Rosaline um mich herum. Sie kommt zum Tee, sie möchte mit mir im Park spazieren, sie erscheint auf allen Festen und Empfängen, sie ist einfach überall.
Nun sehe ich keine Hoffnung mehr für uns.
Es tut mir leid meine liebe Henriette.

John

Brief vom 30.Mai 1920

Mein lieber John,

was soll das heißen es gibt keine Hoffnung mehr für uns? Ich bitte dich, überdenke nochmal alles, wir bekommen das doch sicher wieder hin?
John, ich kann nicht ohne dich leben!

Deine Henriette

Zweite Wendung

Brief vom 1. Juni 1920

Geliebter John,

bitte, du musst mir antworten. Ich weiß, unser letztes Aufeinandertreffen ist nicht so perfekt gelaufen, aber ich war einfach nur geschockt und wollte dir meine Liebe beweisen. Das es dann in diesem Skandal endete, war nicht meine Absicht.
Bitte, sprich mit mir.
Soll ich nach London kommen und wir reden persönlich miteinander? Bestimmt lässt sich alles wieder in Ordnung bringen. Die Verlobung kannst du immer noch auflösen. Ich bin dir deswegen nicht böse. Wenn du mir nur antwortest.

Für immer deine Henriette

Brief vom 3. Juni 1920

Mein John,

immer noch ist kein Brief von dir angekommen. Ach, würdest du mir nur schreiben, was in London los ist. Ich kann kaum noch richtig arbeiten und Jacque hat mir schon gedroht Aufträge an Elisabeth zu vergeben, wenn ich mich nicht zusammenreiße. Aber ich kann einfach nicht anders und muss ständig an dich denken. Bist du immer noch sauer?
Die Sache ist doch schon jetzt eine Weile her, bestimmt spricht keiner mehr über diesen kleinen Fauxpas von mir.
Bitte antworte mir doch endlich.

Deine wartende Henriette

Brief vom 4. Juni 1920

Henriette,

ich muss dich bitten mir nicht mehr zu schreiben. Seit du in London gewesen bist, haben sich meine Gefühle für dich geändert. Ich hätte nicht erwartet, dass du dich so in aller Öffentlichkeit benimmst. Außerdem darf ich mich nicht von meinen Pflichten ablenken lassen, die mich bald als Ehemann erwarten.
Das mit uns beiden war eine nette Liaison und ich habe die Zeit mit dir genossen, aber mehr war es auch nicht und deshalb wird dies mein letzter Brief an dich sein. Du bist nun frei, dir einen ehrbaren Mann deiner Klasse zu suchen und mit ihm eine Familie zu gründen.
Ich wünsche dir viel Glück für die Zukunft und verbitte mir hiermit jeden weiteren Kontakt auch deinerseits.

Hochachtungsvoll John

Brief vom 8. Juni 1920

John,

dein Brief hat mich vollkommen fassungslos gemacht. Du wirst bald diese Rosaline heiraten? Ich dachte du verabscheust sie und würdest am liebsten eure Verlobung beenden?
Wie können deine Gefühle so gewandelt sein? Ich dachte, wir hätten was ganz Besonderes zusammen? Weißt du, was du mir mit deinem letzten Brief angetan hast?
Ich bin so durch den Wind gewesen, dass Jacque einen wichtigen Auftrag verloren hat und mir deshalb gekündigt hat. Nun muss ich meine Dienste auf der Straße anbieten. Du ahnst ja gar nicht wie furchtbar das ist und wie viele Männer mehr wollen als nur ein Aktmodel.
Momentan bin ich so verzweifelt, dass ich dir gegenüber noch nicht mal Wut empfinden kann. Meine Liebe ist ungebrochen und ich glaube, dass dein letzter Brief von deinem Vater diktiert wurde. Du könntest mich nie so einfach fallen lassen.
Aus diesem Grund werde ich weiter für unsere Liebe kämpfen.

Henriette

Das Ende

Brief vom 9. Juni 1920

Mademoiselle Lorené,

da sie weiterhin nicht davon absehen meinem Sohn Briefe zu schicken, muss ich nun selber eingreifen.
Sie sind kein guter Umgang für meinen Sohn und vor allem, weil er bald heiraten wird und ein angesehener Herzog und Ehemann wird.
Er kann es sich nicht leisten, mit Ihnen in Verbindung gebracht zu werden. Aus diesem Grunde verbiete ich Ihnen jeden weiteren Kontakt zu meinem Sohn.

Lord Robert Umbridge

Brief vom 11. Juni 1920

Mein über alles geliebter John,

dies wird mein letzter Brief an dich sein. Ich kann leider nicht mehr so weitermachen und wollte ich doch für unserer Liebe kämpfe, so muss ich es aufgeben. Mein Leben geht immer mehr den Bach runter. Nachdem ich meinen Job verloren habe, konnte ich meine Miete nicht mehr regelmäßig zahlen und Madame Rubin hat mich vor die Tür gesetzt. Nun bin ich arbeits- und wohnungslos. Ich weiß nicht mehr ein noch aus und da der Brief deines Vaters mir klar gemacht hat, dass deine Entscheidung endgültig ist, bleibt mir nichts anderes übrig als dir für immer Lebewohl zu sagen. Ich gebe dich frei und wünsche dir mit deiner baldigen Ehefrau ein schönes Leben mit vielen Kindern. All das was ich mir für uns gewünscht habe.
Ich werde dich nie wieder belästigen.

Deine dich immer liebende Henriette

Brief vom 16. Juni 1920

Sehr geehrter Lord Dumbrigde,

mit Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass Mademoiselle Henriette Lorené den Freitod gewählt hat. Man fand ihre Leiche am letzten Wochenende in der Seine treibend. Da sie viel von Ihnen erzählt hat und ich selber nichts mit ihren Habseligkeiten anzufangen weiß, dachte ich, ich sende Ihnen die wenigen privaten Dinge zu, die sie noch im Besitz hatte.

Hochachtungsvoll Jacque Dupin

Zeitungsausschnitt vom 13. Juni 1920

Selbstmord in der Seine

Paris – Am vergangenen Wochenende stürzte sich das bekannte Aktmodell Henriette Lorené von der Fußgängerbrücke Pont de Arts. Bis vor einem Monat war sie sehr beliebt in der Kunstszene und wurde von vielen Künstlern gebucht, doch ihre Karriere hatte einen rapiden Absturz, nachdem sie in London einen Auftrag eines des renommiertesten Künstlers des Landes verloren hatte. Sie verlor erst ihre Arbeit in dem Atelier von Jacque Dupin, in dem sie angestellt war und später dann auch noch ihre Wohnung. Anscheinend war das zu viel für ihr „zartes Gemüt“ wie eine Freundin sagte.
Die Kunstszene trauert um ein beliebtes Modell.


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Rina.p

Uh – das ist ein toller Briefwechsel gewesen. Und so ein dramatisches Ende. Hat mir sehr gut gefallen.

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