[Klassikerjahr] Herman Melville

Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern.

Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.
Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.

Da wir uns schon im letzten Monat aufs Meer begeben haben, bleiben wir doch direkt dort. Doch diesmal sind wir nicht mit Piraten unterwegs, sondern mit Walfängern.
Wir fahren auf der Pequod mit, dem Schiff von Kapitän Ahab und sind auf der Suche nach dem Weißen Wal. Und damit wir dieses unbekannte Wesen Pottwal etwas näher kennen lernen können, habe ich dazu Leviathan oder Der Wal von Philip Hoare gelesen.

Zum Buch

Die Geschichte von Moby Dick ist eigentlich schnell erklärt: Ismael heuert auf einem Walfischschiff an und begibt sich auf eine lange Reise. Auf dieser Reise erfahren wir einiges über die anderen Mitglieder des Schiffes und vor allem auch über Kapitän Ahab, der sein Bein an den Weißen Wal, Moby Dick, verloren hat und nun besessen ist von seiner Rache an diesem Tier.

Ich habe schon vieles über diese Geschichte gehört und ich meine, ich hätte sogar schon eine der Verfilmungen gesehen, aber bis jetzt hatte ich das Buch dazu noch nicht gelesen. Und leider muss ich sagen, dass es mir gar nicht gefallen hat.
Melvilles Roman über diese Besessenheit, die letztendlich fast alle in den Tod treibt war für mich weniger ein Roman, als ein Bericht über die Waljagd. Es fließen viele Fakten mit in den Text ein und manchmal konnte ich der eigentlichen Handlung gar nicht mehr folgen und verlor mich in Beschreibungen. Meine Ausgabe ist eine gekürzte und ich muss sagen, dass ich leider froh darüber war, denn nochmal 500 Seiten hätte ich wohl kaum ausgehalten.

Die Story an sich war schon stellenweise interessant, aber ich konnte so gar nichts mit dem Schreibstil anfangen und deshalb habe ich beschlossen mir doch nochmal den Film anzusehen. Aber immerhin kann ich jetzt behaupten, ich habe Moby Dick gelesen.

Im Kontext

Eigentlich hatte ich vor das Buch Herman Melville von Arno Heller zu lesen, aber als ich dann bei mir auf der Arbeit vor dem Regal stand ist mir Leviathan oder Der Wal von Philip Hoare ins Auge gefallen und spontan habe ich mich entschieden, dass ich doch lieber dieses Buch lesen möchte. Denn in diesem Buch ging es nicht nur um die Zusammenhänge zu Moby Dick, sondern um den Wal generell. Es war sehr interessant was der Autor hier zusammengetragen hat und vor allem muss ich sagen, war ich doch immer wieder sehr geschockt darüber, wie die Waljagd vonstatten ging. Vor allem wie lange. Das war mir nur so halb bewusst.

1851 ist Moby Dick erschienen und bis dieses Buch erschienen ist, hat Herman Melville einiges erlebt. Zum Beispiel war er selber 3 Jahre lang auf einem Walfangschiff unterwegs, der Acushnet. Am 3. Januar 1841 stach er mit diesem Schiff von New Bedford aus in See. Damals war Melville zwar kein Neuling mehr im Bereich der Seefahrt, aber eine Fahrt mit einem Walfangschiff ist doch gänzlich was anderes. Und wenn man den Beschreibungen von Ismael zuhört, war es entweder ein sehr anstrengender Job (wenn die Wale gefangen und anschließend zerlegt wurden) oder ein sehr einschläfernder Job (wenn keine Wale in Sicht waren und es um einen herum nur das endlose Meer zu sehen gab).

Im Oktober 1844 kehrte er dann zu seiner Familie zurück. Er war damals 25 Jahre alt und wurde durch seine Schwestern ermuntert, die Geschichten über seine Abenteuer in der Südsee aufzuschreiben. Und so erschien Typee. Doch die Folgebände liefen weniger gut und auch Moby Dick wurde zu Melvilles Lebzeiten fast vollständig ignoriert. Erst nachdem das „neue Jahrhundert gekommen war, wurden seine Qualitäten erkannt und nachträglich wurde Moby Dick der große amerikanische Roman“.

Doch nicht nur seine eigenen Erfahrungen in der Waljagd bzw. auf hoher See lieferten Melville seine Ideen zu Moby Dick, er wurde auch sehr stark von Nathaniel Hawthorne beeinflusst. Diesen lernte Melville 1850 kennen. Hawthorne war wohl eher ein melancholischer Zeitgenosse und mit der Zeit „versank der lebhafte und quecksilbrige Melville in der Düsterkeit, die Hawthorne bewohnte.“
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Melville Hawthorne ein Exemplar seines fertigen Buches zukommen ließ.

Doch der große Erfolg blieb wie gesagt leider aus. Er hatte zwar viele Abenteuer erlebt, aber auch genau diese haben ihn so ruhelos werden lassen, dass er es selten lange an einem Ort aushielt. Vielleicht war auch er sein Leben lang auf der Jagd nach dem Weißen Wal. 

Zum Autor

Am 1. August 1819 wurde Herman Melville in New York geboren. Damals war „Manhattan noch zu weiten Teilen von Feldern eingenommen“. Was man sich ja heutzutage kaum noch vorstellen kann. Auf jeden Fall gehörte die Familie Melville der Mittelschicht an, denn Hermans Vater Allan Melvill – „das e wurde später angehängt zum Zeichen ihrer adeligen schottischen Herkunft, – war Importkaufmann von Modeartikeln“. Die Melvilles zogen viel um in immer größere Häuser, doch 1830 musste „sich sein Vater geschäftlich bankrott erklären“ und die Familie zog nach Albany. Zwei Jahre später starb dann Allan Melville und hinterließ seiner Frau Maria Schulden und acht Kinder.
So musste Melville als 12-jähriger bereits ins Leben hinaus und arbeitete zunächst bei einer Bank. Doch damit kam er nicht zurecht und wollte dann nach Westen, bevor er sich dann doch entschied wieder nach New York zurückzukehren. Am 5. Juni 1839 stach er dann mit der St. Lawrence in See. Dieses Transportschiff brachte Baumwolle für die Fabriken in Lancashire und waren Melvilles erste Erfahrungen mit dem Meer. Die er dann wie oben erwähnt 1841 vertiefte, als er mit der Acushnet auf Waljagd ging.

1847 heiratete Melville Elizabeth Shaw, mit der er zwei Söhne, Malcolm und Stanwix, und zwei Töchter, Elizabeth und Frances, hatte.
Nachdem er viel unterwegs war, manchmal sogar ohne seine Familie, zog er 1863 nach New York zurück. Dort schrieb er weiterhin seine Geschichten.

1867 erschoss sich Melvilles Sohn Malcolm mit einer Pistole und 1886 starb sein zweiter Sohn Stanwix an Tuberkulose. Und so waren die letzten Jahre seines Leben mit Tragödien übersät. Am 28. September 1891 stirbt Melville dann im Alter von 72 Jahren in Manhattan an Herzversagen.


Meinen Beitrag habe ich natürlich selber geschrieben, aber ich habe viele Fakten aus dem Buch Leviathan oder Der Wal von Philip Hoare und einige wenige aus dem Buch Herman Melville von Arno Heller entnommen.

Im nächsten Monat geht es dann um einen meiner Lieblingsschriftsteller im klassischen Bereich und zwar um Charles Dickens und seinen „großen Erwartungen“. 😉

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe. 😀

Liebe Grüße
Eure Diana

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Buchperlenblog

Liebe Diana! Oh weh, da kam der Wal scheinbar doch nicht so recht über dich. Ich empfand Moby Dick damals (selbst in meiner ebenfalls gekürzten Fassung) als unglaublich zäh. Tatsächlich fand ich die unerträglichen Walfangdetails als einziges „spannend“, einfach weil ich mich damit bislang nicht auseinander setzen wollte und nun nicht mehr drumherum kam. Doch die Jagd nach dem weißen Geist des Ozeans an sich hat mich seltsam wenig berührt, die Besessenheit Ahabs eher mit grimmigem Unwillen eingeholt. Umso mehr freue ich mich auf deinen Dickens Beitrag, denn Dickens ist doch umso erfreulicher nach diesem halben Fiasko. Alles Liebe und… Weiterlesen »

trackback

[…] Oldtimer – ein Buch das (erstmals) vor dem Jahr 2000 erschienMoby Dick von Herman Melville […]

Gabi

Hallo Diana, au weh, das war ja eher ein Reinfall. Ich habe Moby Dick nicht gelesen, aber wie Du jede Menge davon gehört und ich meine auch, die eine oder andere Verfilmung davon in meinem Leben gesehen zu haben (ich erinnere mich an eine uralte Verfilmung mit Gregory Peck, evtl. war die sogar noch in Schwarz-Weiß). Die Geschichte ist doch immer präsent. Aber dass das Buch so zäh ist, überrascht mich und hält mich davon ab, es mit dem Buch auch mal zu probieren. Die Story an sich ist schon toll, aber wahrscheinlich werde ich eine Verfilmung vorziehen. Das Leben… Weiterlesen »

Tina

Liebe Diana, ich habe diesen Klassiker noch nicht gelesen, und solange er nicht in der #readingclassics – gruppe auf dem Programm steht, wird er auch nicht bei mir einziehen. Mir grault es vor der Seitenanzahl und gerade im 19. Jahrhundert sind Klassiker entstanden, die sich teilweise einfach nicht gut lesen lassen. Also für heutige Begriffe. Wenn ich es lesen müsste, würde ich knallhart keine gekürzte Fassung nehmen. Ich bin eben jemand, der sich dann selbst geiselt. *lach Aber du hast mein vollstes Verständnis. So gut es ist, Klassiker zu lesen und zu verstehen, es ist manchmal einfach nicht leicht. Liebe… Weiterlesen »

Tina

Huhu Diana,

Masochistin wäre übertrieben, bevor ich in der Klassiker-Lesegruppe war, habe ich fast nie Klassiker gelesen, aus Desinteresse und Bequemlichkeit, weil Bücher anderer Epochen für mich oft Anstrengung bedeuteten.
Inzwischen nehme ich die Bücher so wie sie gewählt werden und ziehe dann die Originallänge durch. Allerdings lese ich nach wie vor auf deutsch.
Ich hoffe einfach trotzdem das Moby Dick mir erstmal erspart bleibt. Das nächste Buch ist „Die unendliche Geschichte“. Da freue ich mich sehr drauf.

Liebe Grüße
Tina

Elisa

Hallo Diana,

sehr interessanter Beitrag über den Autor.
„Der Wahl“ ist das Buch, welches am längsten auf meinem SuB liegt.
Ich bekam mit 12 eine wunderschöne illustrierte Ausgabe von meinem Vater geschenkt. Ich habe bes seitdem 2mal angefangen, aber bin nie weiter als das erste Kapitel gekommen.
Irgendwann werde ich es bestimmt noch lesen.

LG
Elisa

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