[Klassikerjahr] Charles Dickens

Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern.

Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.

Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.

Im Monat Mai widmen wir uns dann einem meiner liebsten klassischen Schriftsteller überhaupt: Charles Dickens. Ich mag seinen Schreibstil und seine Art zu schreiben und wenn man ihn kennt, kann man auch gut seinen bissigen Humor rauslesen. Es mach mir einfach Spaß ihn zu lesen und so habe ich mir mit großer Freude Große Erwartungen vorgenommen und wurde natürlich nicht enttäuscht.

Zum Buch

Pip wächst bei seiner Schwester auf, die ziemlich grausam zu ihm und ihrem Mann Joe ist. Und so ist es kaum verwunderlich, dass sich eine besondere Bande zwischen Joe und Pip entwickelt. Diese hält aber nur so lange, bis Pip merkt wie gewöhnlich Joe und seine Lebensumstände sind und er ein Gentleman werden möchte. Und wie es der Zufall so will, hat Pip einen unbekannten Gönner, der ihm verhilft einer zu werden.

Wie bei einigen seiner anderen Romane ist Pip ein Waisenkind. Und zunächst tut er einem auch sehr leid, denn er hat schon arg unter seiner herrischen Schwester zu leiden, aber im Laufe des Buches, muss ich sagen war er mir nicht immer sehr sympathisch. Das Geld, was er auf einmal bekommt, macht ihn überheblich und er verprasst es und dazu kommt, dass er sich für seine Familie und seine frühere Lebensweise schämt.
Joe ist nicht der gebildetste Mann und er ist ein einfacher Schmied und Pip findet immer wieder Ausreden ihn nicht zu besuchen, obwohl Joe immer zu Pip hält und ihm ein Freund bleibt.

Die Story ist sehr interessant, denn man weiß sehr lange nicht wer der unbekannte Gönner von Pip ist, obwohl sich einem natürlich Vermutungen stellen.
Am Ende klärt sich dann alles und Pip lernt noch was Demut ist und schämt sich nun seinerseits für sein Benehmen. Dieser Sinneswandel hat mir gut gefallen.

An einigen Stellen sind mir zwar manchmal die Zufälle etwas viel, doch ohne diese Verwicklungen kommt Dickens wohl nicht aus. Und in John Forster Biographie steht dazu:

„Auf Koinzidenzen, Ähnlichkeiten und Überraschungen im Leben kam Dickens besonders gern zu sprechen, und wenige Dinge beschäftigten seine Fantasie so angenehm. Die Welt, pflegte er zu sagen, ist so viel kleiner als wir glauben; wir alle sind ohne unser Wissen schicksalhaft miteinander verknüpft.“

Ein großartiger Roman wieder. 🙂

Im Kontext

Große Erwartungen schrieb Dickens weil die Verkaufszahlen seiner Zeitschrift All the Year Round zurückgegangen sind, weil der Fortsetzungsroman von Charles Lever nicht gut bei den Lesern ankam. Und so startete Dickens dann ab Dezember 1860 seine Veröffentlichungen in wöchentlichen Fortsetzungen.
Doch auch wenn die Verkaufszahlen seiner Zeitschrift wieder stiegen, gab es viele Kritiker seines Werkes, aber „ihr Unbehagen war Ausdruck einer undeutlichen Furcht vor möglichen weiteren gesellschaftlichen Umwälzungen“, will heißen, sie hatten Angst davor, dass es wirklich möglich wäre, dass jemand aus dem Stand von Pip zu einem Gentleman werden könnte.
Und dieses Thema beschäftigte Dickens sein Leben lang. Denn seine fast schon traumatischen Erlebnisse in der Schuhwichsfabrik scheinen ähnlich zu sein wie Pips ärmliches Leben und Dickens hatte auch schon immer den Blick hin zu größerem gerichtet. Wie auch Pip, der unbedingt ein Gentleman werden möchte. Und zu der Zeit war das jemand, der nicht arbeitete und sein Leben einfach lebte. Doch Pip muss eine bittere Erfahrung machen und erlebt sein Ideal des Gentleman als große Illusion verschwinden.

Dickens schrieb zwei Enden für sein Buch. Im ersten lässt er Pip acht Jahre nach Ägypten gehen und bei seiner Rückkehr trifft er auf Estella wieder, aber sein Schriftsteller Freund Edward Bulwer-Lytton fand diesen Schluss unbefriedigend und Dickens änderte ihn so, dass Pip erst nach elf Jahren aus Ägypten zurückkehrt und vor den Ruinen von Miss Havishams Haus Estella wieder trifft.

Zum Autor

Am 7. Februar 1812 wurde Charles John Huffam Dickens an einem Freitag in Portsmouth geboren. Seine Eltern John Dickens und Elizabeth Barrow hatten insgesamt acht Kinder und Charles war der Zweitgeborene.
Sein Leben lang war er unglücklich darüber, dass seine Eltern ihn aus der Schule nahmen und ihn zu einem Beruf „zwangen“ (besonders seine Arbeit in der Schuhwichsfabrik verfolgte ihn sein Leben lang), aber die musikalische Ausbildung seiner älteren Schwester Fanny nie zur Diskussion stand.

Doch 1833 erschien im Monthly Magazine Dickens erste Geschichte. Sie erschien später unter dem Titel Ein Dinner in Poplar Walk.
Ein Jahr später lernte er Catherine kennen, die er dann am 2. April 1836 heiratete. Im selben Jahr, am 8. Februar, erschien die „erste Buchausgabe von Dickens Texten, Sketches by Boz“.

Am 6. Januar 1837 brachte Catherine den ersten gemeinsamen Sohn zur Welt, Charles Culliford. Ihm sollten noch 9 weitere Kinder folgen. Wobei er sich in Briefen so äußerte, als wären „die Neuankömmlinge in seiner Familie eine wachsende Last“ für ihn.

Seit dem März 1850 war Dickens Herausgeber und Teilhaber der Wochenzeitschrift Household Words, bei der er aber im April 1859 kündigte, um dann die Zeitschrift All the Year Round zu gründen.
Doch auch sonst brachten die 1850er für Dickens viele Veränderungen mit sich. Am 14. März 1856 erwarb er Gad’s Hill Place, ein Haus das er schon als Kind bewunderte und für ihn endlich bedeutete endlich zum Landed Gentry zu gehören.
Dann kommt es im Jahre 1857 im August dazu, dass Dickens sich in die junge Schauspielerin Ellen Ternan verliebt und deshalb seine Frau Catherine verlässt, die dann im Jahr 1858 die Bedingungen der Trennung akzeptiert und das Haus verlässt.

Sein letzter Roman dann Das Geheimnis des Edward Drood wurde nie beendet, denn am 9. Juni 1870 starb Dickens, nachdem er einen Tag vorher einen Schlaganfall erlitten hatte.


Diesmal hat es mir besonders viel Spaß gemacht über den Autor zu lesen, denn ich liebe die Bücher von Charles Dickens. 😀
Aus diesem Grund habe ich Charles Dickens – der Unnachahmliche von Hans-Dieter Gelfert gelesen und diesem Buch auch die Fakten zu meinem Beitrag entnommen. Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der mehr wissen möchte hinter dem Mann der Oliver Twist erfand.

Beim nächsten Mal folgen wir dem Weißen Kaninchen ins Wunderland und lassen uns von Lewis Carroll verzaubern.

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe. 😀

Liebe Grüße
Eure Diana

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Buchperlenblog

Liebe Diana!
Wieder mal ein herrlicher Beitrag – ich mag deine Klassiker immer sehr gern! Charles Dickens steht bei mir mit Oliver Twist auch in den kommenden Monaten an, allerdings im Disneyvergleich. Lustigerweise haben wir uns beide Lewis Carroll für demnächst herausgesucht, denn Alice wird in eben dieser Reihe im kommenden Monat bei mir ganz groß gefeiert. Ich wünsche dir also schon jetzt hochvergnügliche Stunden im Kaninchenbau und drücke dir die Daumen, dass du es heil wieder hinaus schaffst! ❤︎

Liebe Grüße!
Gabriela

Buchperlenblog

Womöglich wird er das sein, ja 😎😄 wirklich nicht? Dann bin ich gespannt, ob du den Film dann vllt noch in diesem Jahr zum ersten Mal siehst, die Musik ist jedenfalls sensationell besetzt mit Huey Lewis ❤️

Jana

Liebe Diana, ich lese deine Klassikerbeiträge sehr gern! Spannend, dass du so ein großer Dickens-Fan bist. Ich habe bislang noch nicht den richtigen Zugang gefunden. Zu Weihnachten habe ich einen englischen Dickens-Sammelband bekommen, damit soll es jetzt losgehen. Würdest du „Große Erwartungen“ als Einstiegswerk von ihm empfehlen? Ich hoffe, er lässt sich auf Englisch gut lesen. Zuletzt mit Dickens in Berührung gekommen bin ich im Roman eines australischen Autors, Richard Flanagan, der (neben der Lebensgeschichte des Gouverneurs von Tasmanien) Dickens künstlerisches Schaffen, sein Familienleben und seine Liebschaften schildert: https://www.wissenstagebuch.com/2018/11/21/richard-flanagan-begehren-2008-2018/ Dabei ist er nicht so gut weggekommen, wird wohl mal Zeit,… Weiterlesen »

Pink Anemone

Hallo Diana, bei Deinem April-Rückblick begonnen und schon hops ich durch Deinen Blog *g*. Wie Du ja weißt ist Charles Dickens auch einer meiner absoluten Lieblingsschriftsteller (und das nicht nur unter den Klassikern, sondern allgemein). „Große Erwartungen“ fand ich toll, traurig, witzig und tiefsinnig zugleich. Ich mag ja seine Figurenzeichnung, vor allem da skurrile Figuren häufig einen Auftritt haben. Ich habe die Gleiche Biographie, nur leider immer noch auf meinem SuB, wobei ich schon mehrere Biographien über ihn gelesen habe. Irgendwie kann ich bei Charles Dickens auch von seinen Biographien nicht genug bekommen XD. Meistens kombiniere ich auch Klassiker mit… Weiterlesen »

[…] letzten Jahr als ich meinen Beitrag zu Große Erwartungen geschrieben habe, habe ich auch eine kleine Biographie des Autors verfasst. Damit ich mich hier […]

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