Das Flüstern der Insel von Daniel Sánchez Arévalo

Das Buch hatte leider so seine Schwächen.

Inhalt


Chris und Alice führen eine scheinbar perfekte Ehe und lieben sich immer noch. Gerade bekommen sie ihr zweites Kind. Doch dann stirbt Chris bei einem Autounfall. Auf der Heimfahrt von einem Geschäftstermin.
Jedoch erfährt Alice, dass der Unfall in einer ganz anderen Richtung passiert ist, als Chris ihr genannt hat. Zu ihrer Trauer kommt nun die Gewissheit, dass Chris sie angelogen hat. Aber warum?


Meine Meinung


Das Cover hat mich auf Anhieb angesprochen. Denn es wirkt suchend und geheimnisvoll. Auch die Farben sind einfach sehr schön.

Am Anfang war ich noch ganz angetan von der Art wie der Autor seine Geschichte aufbaut. Es werden viele Fragen gestellt, die sich Alice vermeintlich selber stellt, die einem als Leser aber auch zu denken geben und so steigert man sich unvermeidlich mit rein, in diese Suche nach Antworten auf ihre immer wiederkehrenden Fragen. Ein wirklich sehr guter Trick.
Jedoch muss ich sagen, dass es im Laufe des Buches immer mehr Fragen ohne Antworten gibt und Alice steigert sich zunehmend rein in ihren Wahn hinter Chris Geheimnis zu kommen.
Was also am Anfang noch sehr gut und interessant gewirkt hat, wird später einfach nur zu viel und verlangsamt den Fortschritt der Geschichte dann etwas.

Man erfährt alles aus Alice Perspektive (zwar nicht aus der Ich-Version, aber ist ansonsten sehr eingeschränkt) und am Anfang konnte ich mich auch noch sehr gut in sie hineinversetzen, denn ihre Suche wirkt wie der Versuch ihre Trauer um ihren Mann zu verarbeiten. Oder vielleicht sogar auszuweichen?
Dadurch wird aber auch viel in der Geschichte gesprungen, denn die Gedankengänge werden einem so nur noch verdeutlicht.

Aber auch Alice selber wurde mir immer unsympathischer. Alles scheint sich einfach nur noch um dieses Geheimnis zu drehen und alles andere rückt für sie in den Hintergrund. Sie baut eine richtige Obsession auf.
Und gerade ich als Mutter, konnte das nicht verstehen, wie sie das ihrer sechsjährigen Tochter, die den Tod ihres Vaters ja mitbekommen hat, antun konnte. Das machte sie mir einfach nur noch unsympathisch und ihr Verhalten wurde immer merkwürdiger und suspekt.
Dadurch musste ich mir ständig beim Lesen die Frage stellen, inwieweit ich Alice überhaupt trauen kann. War wirklich alles gut in der Ehe? Oder redete sie sich das nur ein, weil sie denkt, ihre Ehe wäre perfekt gewesen?
War sie vielleicht vorher schon so obsessiv und hat sich von ihrem Ehemann entfernt?
Und so wurde der Mittelteil des Buches geprägt von Wiederholungen und Aufzählungen und geriet dadurch sehr langatmig und stellenweise sogar langweilig.
Es dreht sich immer mehr alles nur noch um Alice und ihre Vorgehensweise bei der Suche nach der Wahrheit (ihre Wahrheit?) und viel weniger um das Geheimnis selber.
Und als dann endlich wieder etwas Schwung in die Geschichte kommt und sich was tut, zieht sich selbst dieser Teil etwas in die Länge und verliert dadurch dann doch wieder etwas an Spannung.
Danach löst sich dann alles irgendwie sehr schnell in Wohlgefallen auf und man hat das Gefühl jeder geht einfach nur wieder seinem Alltag nach, als wäre nichts von all dem vorgefallen. Obwohl Chris natürlich weiterhin tot ist und Alice und ihre Töchter mit dem Verlust und dem neuen Wissen leben müssen.
Und trotzdem macht Alice mit allem so weiter und das wirkte auf mich einfach nur krankhaft und unnatürlich.
So konnte mich das Ende auch leider nicht überzeugen.


Mein Fazit


Der Anfang begann ganz vielversprechend und die Art und Weise der Erzählung war interessant und mal anders. Jedoch wurde das leider schnell etwas viel und so geriet die Geschichte etwas lang. Auch konnte ich nicht viel mit Alice anfangen und selbst das Ende war wenig überzeugend und letztendlich schnell abgehandelt.

Ich bedanke mich bei LovelyBooks und dem Insel Verlag für das Rezensionsexemplar.


Lieblingszitate
„Wenn du das Papier in der Hand hast, wirst du dich den Figuren näher fühlen. […]“ (S. 74)

„Um das Verlangen, gegen das Böse anzugehen. Dämonen zu erschaffen und sie bis zum Wahnsinn oder aus dem Wahnsinn heraus zu verfolgen, weil man sich im Grunde nicht mit denen auseinander setzen will, die in einem selbst wohnen.“ (S. 74)

„Entscheidend bei einem Abenteuer ist nicht, wo es dich hinführt. Die größte und einzige Belohnung ist der Weg, der Spaß, den du hattest, was du alles gelernt hast, wie viel du daran gewachsen bist. Der größte Schatz am Ende des Abenteuers bist du.“ (S. 437)

„Da erst wurde mir klar, dass es nicht darum ging, sich zwischen aufhören und weitermachen zu entscheiden. Es ging darum, aufzuhören, um weitermachen zu können. Manches musste man hinter sich lassen, um voranzukommen.“ (S. 564/565)

Fakten zum Buch
Autor: Daniel Sánchez Arévalo
Titel: Das Flüstern der Insel
Originaltitel: La isla de Alice
Übersetzung: Svenja Becker
Verlag: Insel
Seitenzahl: 571
ISBN: 978-3-458-36324-8
Preis: 14,95 €

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