[Aktion] Writing Friday: Gruppenzwang

Freitag ist Geschichtentag! 😀

Und das auch im Jahr 2019! 🙂
Denn Elizzy von readbooksandfallinlove, die diese Aktion ins Leben gerufen hat, macht auch 2019 mit ihrem Writing Friday weiter. Sie stellt dabei jeden Monat verschiedene Schreibthemen oder –aufgaben und man kann dann freitags seine Geschichte zu einem Thema veröffentlichen.
Leider habe ich bis jetzt nicht so regelmäßig und viel mitgemacht, wie ich eigentlich wollte. Aber ich verspreche Besserung und versuche öfter eine Geschichte zu schreiben.

Hier nochmal die Regeln im Überblick:

  • Jeden Freitag wird veröffentlicht
  • Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
  • Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
  • Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  • Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
  • Habt Spass und versucht voneinander zu lernen

Die Schreibthemen für Juni sind:

  • “Julia wollte das alles nicht, doch nun steckte sie zu tief mit drin.” Wie geht die Geschichte weiter?
  • Schreibe einen Brief an dein 80-jähriges Ich.
  • Du kannst plötzlich fliegen. Würdest du jemandem davon erzählen? Was tust du mit dieser neuen Fähigkeit?
  • Deine Vorratsdosen starten einen Aufstand, berichte davon.
  • Was bedeutet Freundschaft für dich?

Viel Spaß beim Lesen!


Gruppenzwang

Julia wollte das alles nicht, doch nun steckte sie zu tief mit drin. Sie konnte nur fassungslos dabei stehen, als ihre Freundinnen sich von dem am Boden liegendem Mädchen abwandten. Wie hatte es nur so weit kommen können? fragte sich Julia und rannte dann ihren Freundinnen hinterher, die gerade um eine Ecke verschwanden Während in der Ferne Polizeisirenen zu hören waren.
Mehrere Straßen entfernt blieb Elvira stehen und drehte sich zu dem Rest der Clique um. „Wir gehen am besten nach Hause und treffen uns erst morgen wieder. Versucht euch normal zu verhalten.“
„Das war der Hammer! So ein Kick!“, platzte Susanne auf einmal raus. Elvira und Nicole grinsten sich an. Doch Julia war irgendwie übel und nur mit Mühe und Not konnte sie sich ein lächeln abringen. Was hatten sie getan?
Nicole und Susanne klatschten sich ab und gingen ihrer Wege. Elvira kam zu Julia und klopfte ihr auf die Schulter. „Du hast dich gut geschlagen. Mach dir keine Gedanken, nach dem ersten Mal waren wir alle etwas geschockt, aber das legt sich noch. Ruh dich zu Hause aus und dann sehen wir uns morgen in der Schule wieder. Und denk dran, kein Wort zu niemandem!“ Elvira winkte und lief davon. Jetzt war Julia alleine und wie unter Trance ging sie langsam nach Hause.
Zum Glück waren ihre Eltern nicht da und so konnte sie direkt in ihr Zimmer gehen und sich mit Kopfhörern unter ihrer Decke verkriechen.

Dabei hatte alles so harmlos angefangen mit der Clique.

Julia und ihre Eltern waren vor drei Wochen nach Berlin gezogen und zunächst hatte Julia etwas Schwierigkeiten neue Freunde kennen zu lernen.
Doch dann kam sie mit Elvira ins Gespräch. Und sie stellten fest, dass sie beide große Fans von Stephen King sind. Klar, Elvira wirkte schon taffer als die anderen Mädchen mit denen Julia bisher befreundet war, aber das machte auf Julia Eindruck und sie mochte es, wenn die anderen Schüler in der Pause Platz für sie und ihre neuen Freundinnen machten, wenn sie auf die Bank unter dem großen Eichenbaum zukamen. Endlich hatte mal jemand Respekt vor Julia.
Obwohl das wohl eher an Elvira lag.
Aber wenn Julia und Elvira gemeinsam was unternahmen war sie nie angsteinflößend. Sie lachte viel und man konnte mit ihr über alles Reden und vor allem Spaß haben. Sie kannte die besten Plätze in Berlin, egal, dass man sich eigentlich nicht dort aufhalten durfte.
Und das Elvira mal hin und wieder was in einem Geschäft mitgehen ließ war vollkommen okay. Den großen Ketten tat das bestimmt nicht weh. Und Julia wollte doch unbedingt dazu gehören. Deshalb hat sie die Sonnenbrille gestohlen. Die sie bis jetzt immer sehr stolz getragen hat. Ihr erster Ladendiebstahl.

Das Elvira und die anderen beiden den kleineren Kindern Geld abnahmen, damit sie sie beschützten bekam Julia mit, aber das war auch noch okay. Immerhin verdienen Bodyguards ja auch ihr Geld damit. Die Clique verletzte ja nicht die kleinen Kinder. Naja, manchmal hatten sie blaue Flecke, aber wenn das Geld nicht pünktlich kommt, muss man manchmal einfach etwas nachdrücklicher sein.
Und zu diesen coolen Kids gehörte nun auch Julia.

Ihre Eltern waren froh darüber, dass sie so schnell Anschluss gefunden hatte. Wussten sie ja nichts von den Machenschaften der Mädchenclique, denn zu ihren Eltern waren die drei anderen immer höflich und nett.

Doch dann kam der Tag.

Elvira kam was später in die Pause und ließ sich wütend schnaufend auf die Bank neben Susanne fallen.
„Was’n los?“
„Ach, die Kleine aus der sechsten hat wieder Stress gemacht. Angeblich hat sie eine aufgeplatzte Lippe von mir. Deshalb musste ich gerade zum Rektor und wenn ich Pech habe werden meine Eltern noch eingeladen.“
„Scheiße!“ Die anderen beiden horchten auf und auch Julia setzte sich gerader hin und lauschte gespannt.
„Und jetzt?“, fragte sie.
„Tja, jetzt muss ich mir was einfallen lassen, das sie den Mund hält.“
Julia verstand das nicht richtig, aber Susanne und Nicole tauschten bedeutende Blicke aus.
„Sag einfach wo und wann.“, sie zwinkerten Julia zu.
„Klar, mach ich.“
Julia hatte das Gefühl hier lief was ab, was sie nicht verstand.

Ein paar Tage später tauchten Elvira, Susanne und Nicole vor ihrer Haustür auf.
„Es ist soweit. Bist du dabei?“
Julia wusste immer noch nicht genau wovon die Rede war, aber sie wollte niemanden enttäuschen.
„Natürlich, bringen wir es hinter uns.“
Und so zogen sie los. Julia wusste nicht, dass Elvira herausgefunden hat, dass die Sechstklässlerin jeden Mittwoch zum Ballett geht und das alleine. Und jetzt wurde es ja schon früh dunkel und so lauerten sie ihr nach ihrem Training auf.
Sie zogen sie in eine dunkle Gasse und dann ging es schon los. Elvira, Susanne und Nicole begannen auf das arme Mädchen einzuschlagen und als sie zu Boden ging hörten sie nicht auf. Immer wieder traten sie zu. Zwischen zwei Tritten sagte Elvira zu Julia: „Hey, steh nicht nur so rum. Hilf uns.“
Und Julia hatte zugetreten. Zweimal und dann hörten sie schon die Sirenen. Wer die Polizei gerufen hatte wussten sie nicht, aber das war auch egal. Sie rannten einfach davon und ließen das Mädchen in der Gasse blutend zurück.

Am nächsten Tag quälte sich Julia zur Schule. Alles musste normal aussehen. Keiner sollte Verdacht schöpfen. Aber Julia hatte die ganze Nacht nicht schlafen können und dementsprechend k.o. kam sie in der Schule an.
„Schlecht geschlafen? Du siehst ja furchtbar aus.“, begrüßte sie Elvira als wäre nichts gewesen. Wie konnte sie nur so kalt sein?
Die ersten drei Stunden überstand Julia irgendwie, aber dann musste sie sich übergeben und weil alle dachten sie bekäme eine Grippe, wurde sie nach Hause geschickt.
Doch sie konnte nicht aufhören über den Vorfall nachzudenken. In der Pause hatte sie gehört, dass das Mädchen, Jasmin hieß sie, im Krankenhaus liegt. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Und Julia war mit dafür verantwortlich.
Doch was sollte sie tun? Elvira und die anderen waren doch ihre Freundinnen, ihre Clique.

Als ihre Mutter nach Hause kam hatte Julia einen Entschluss gefasst.
„Mama, du musst mit mir zur Polizei fahren.“
„Was ist denn passiert?“, ihre Mutter war entsetzt. Und dann erzählte Julia alles von gestern Abend und von den Dingen, die vorher passiert waren. Denn nun sah Julia alles ganz klar.

Auf der Polizeiwache wiederholte sie alles nochmal und danach fuhren Julia und ihre Mutter ins Krankenhaus um Jasmin zu besuchen. Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser, dachte Julia und atmete befreit aus, als sie mit ihrer Mutter das Krankenhaus wieder verließ.

Weitere Geschichten findet ihr hier:

0 0 votes
Article Rating
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

4 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments
Katharina

Krasse Geschichte, vor allem weil so etwas wirklich passiert.
Grüße, Katharina

ulrike

Wow. Mir fehlen die Worte, ich hatte beim Lesen am Schluss Tränen in den Augen.

4
0
Would love your thoughts, please comment.x