[Aktion] Writing Friday #4: Die Taschenuhr

Freitag ist ab heute Geschichtentag! 😀

Diese Aktion wurde von Elizzy von readbooksandfallinlove ins Leben gerufen und es soll unserer Kreativität anregen. Sie stellt dabei jeden Monat verschiedene Schreibthemen oder –aufgaben und man kann dann freitags seine Geschichte zu einem Thema veröffentlichen.

Und da ich wieder voll Bock habe, etwas mehr zu schreiben, nehme ich an dieser tollen Aktion bei und versuche so regelmäßig wie möglich euch mit neuen Geschichten zu versorgen.


Hier nochmal die Regeln im Überblick:

  • Jeden Freitag wird veröffentlicht
  • Wählt aus einem der vorgegeben Schreibthemen
  • Schreibt eine Geschichte / ein Gedicht / ein paar Zeilen – egal Hauptsache ihr übt euer kreatives Schreiben
  • Vergesst nicht den Hashtag #WritingFriday und den Header zu verwenden
  • Schaut unbedingt bei euren Schreibkameraden vorbei und lest euch die Geschichten durch!
  • Habt Spass und versucht voneinander zu lernen

Die Schreibthemen für August sind:

  • Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz „Luna war so verliebt aber niemand hätte damit gerechnet, dass…“ beginnt.
  • Beschreibe einen Tag im Leben einer Plastikflasche.
  • Schreibe eine Geschichte zu folgender Situation; Du betrittst einen schummrigen, alten Laden und kaufst …(Platz für eigene Idee)… dafür wirst du dann aber verfolgt.
  • Schreibe eine Danksagung an dein Bücherregal.
  • Du bist Paartherapeutin, erzähle von einer Sitzung.

Viel Spaß beim Lesen!


Die Taschenuhr

Eigentlich wollte ich ja nur eine Taschenuhr kaufen. Für meinen Mann.
Aber heutzutage ist das nicht mehr so einfach eine zu bekommen. Denn kaum jemand trägt noch richtige Taschenuhren, die man an einer Kette trägt und durch einen Schnappmechanismus öffnen kann.
Aber genau so eine wollte ich ihm besorgen.
Damit er diese vielleicht mal irgendwann weitervererben kann. Den Gedanken mag ich. Denn sowas gibt es heutzutage auch nicht mehr so oft, das man noch Dinge von Wert, und sei es nur der ideelle Wert, an seine Kinder oder Enkel weitergeben kann.
In unserer schnelllebigen Welt besitzen wir auch fast nur noch Sachen, die man leicht ersetzen kann. Aber nun gut, ich habe mich also umgesehen, wo man eine Taschenuhr kaufen kann.

Und da habe ich diesen Laden gefunden.
In einer Seitenstraße war er versteckt, ganz am Ende.
Eigentlich wäre ich wohl nie dort hineingegangen, denn er sah ziemlich alt und dunkel aus. Ich dachte er wäre geschlossen. Aber dann sah ich das Geöffnet-Schild und dachte mir, was soll’s.

Die Glocke über der Tür bimmelte. Oh ja, hier musste ich richtig sein, wenn ich was Altes kaufen möchte.

„Ich bin sofort bei ihnen, schauen sie sich ruhig schonmal um.“ Ertönte eine Stimme von der Theke. Eine junge Stimme, die so gar nicht in diesen Laden passen wollte. Aber die Zeit bleibt halt nicht immer stehen, auch wenn es einem manchmal so vorkommt.
Da ich wusste was ich wollte, machte ich mich auf die Suche nach Uhren und wurde auch an einer großen Glasvitrine fündig. Hier gab es jede Menge.
Normale Armbanduhren, Uhren in Ringen oder an Ketten und auch Taschenuhren. Ich konnte meine Freude kaum unterdrücken.

„Sie interessieren sich also für Uhren?“

Plötzlich stand die Frau neben mir und ich erschrak leicht.

„Oh, Entschuldigung. Ich wollte sie nicht erschrecken.“

„Kein Problem, ich war nur abgelenkt. Sie wissen ja gar nicht wie schwer es ist, heutzutage noch eine schöne Taschenuhr zu finden.“

„Doch, ich kann es mir vorstellen.“ Sie lächelte mich an.

„Soll ich ihnen eine rausholen?“

Ich schaute mir die sechs Uhren genau an und zeigte dann auf eine. Diese gefiel mir am besten. Sie hatte kaum Schnörkel und war aus Silber. Eine kleine silberne Gliederkette hin an ihr und ich konnte sie mir gut vorstellen an meinem Mann vorstellen.

„Gute Wahl. Diese liegt hier schon am längste rum. Nicht weil sie schlecht ist, viele lassen sich vom Preis abschrecken.“

„Wie viel kostet sie denn?“

Während sie die Uhr aus der Vitrine holte, nannte sie mir den Preis. Ich musste kurz schlucken, aber ich hatte mich schon irgendwie entschieden. Diese Uhr sollte es sein.
Ich nahm sie in die Hand und war über die Leichtigkeit erstaunt.

„Diese Uhr hat einen ganz eigenen Mechanismus. Sie wurde in der Schweiz gebaut und ist relativ selten. Ich glaube es gibt nur noch eine Handvoll anderer Uhren gleicher Machart.“

Es war mir egal, was die Verkäuferin erzählte, ich war fasziniert und konnte meinen Blick nicht mehr von dieser Uhr abwenden. Ich musste sie haben. Irgendwas zog mich in seinen Bann.

„Ich nehme sie.“, sagte ich schnell, bevor ich oder sie es sich anders überlegen konnte.

Die Verkäuferin nickte knapp und ging mit mir zur Kasse.

Nachdem ich bezahlt hatte holte sie ein kleines Holzkästchen hinter dem Tresen hervor und legte die Uhr hinein.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, die Uhr noch gravieren zu lassen, aber das kam mir nicht richtig vor. Deshalb nahm ich einfach den kleinen Kasten an und verabschiedete mich. Ich musste schnell raus aus dem Laden, ich wusste auch nicht warum.
Vor der Tür konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich riss das Kästchen auf und öffnete die Taschenuhr. Mit einem leisen Klick ging sie auf und ich sah, dass im Deckel schon eine Gravur war.
„Blicke hinter die Fassade.“ Las ich lauf vor und runzelte die Stirn. Eine komische Gravur.

Plötzlich hörte ich Schritte in der Straße und ich ging schnell in die andere Richtung. Doch die Schritte wurden schneller und es schien als würden sie mir folgen. Auch ich beschleunigte nun mein Tempo und rannte fast auf das Ende der Seitenstraße zu.
Die Uhr fest an mich gepresst war ich fast dort angekommen, als mich jemand an der Schulter packte und festhielt. Ein Schrei entfuhr mir und ich drehte mich voller Panik um.

„Danke, dass du die Uhr geöffnet hast. Nun bin endlich frei.“ Ein Mann stand vor mir. Und er wirkte nicht so verwirrt wie sein Satz vermuten lässt.

Ich stotterte: „Wie bitte?“

„Die Taschenuhr. Ich war darin gefangen und meine Zeit ist abgelaufen, nun muss jemand anderes seine Zeit absitzen.“ Und dann sagte er die Worte der Gravur und ich merkte wie ein Sog mich mit sich riss. Ich wusste nicht wie mir geschah.
Was aus meinem Mann geworden ist weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass er beim nächsten Geburtstag ein ganz normales, alltägliches Geschenk bekommt.


Weitere Geschichten findet ihr hier:

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monerl

Hey Diana,
eine spannende Geschichte, die so ein cooles Ende zuerst nicht vermuten lässt! Das Ende ist so richtig der Kick! Finde ich gut, dass die Geschichte nicht wirklich positiv ausgeht. Würde jetzt wirklich gerne wissen, ob die Protagonistin vor dem nächsten Geburtstag ihres Mannes freikommt oder noch länger ihre Zeit in der Uhr absitzen muss. 😀
GlG, monerl

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