[Klassikerjahr] Mark Twain

Neuer Monat, neuer Beitrag zu den Klassikern.

Um das nochmal kurz zu erklären, ich möchte im Jahr 2020 gerne 12 Klassiker lesen und auf meinem Blog vorstellen. Dafür habe ich mir schon eine Liste angelegt, die ihr hier in meinem Ankündigungsbeitrag nochmal nachlesen könnt.
Aber ich möchte nicht nur einfach das Buch lesen, sondern auch etwas über den Autor / die Autorin hinter dem Werk erfahren. Deshalb gibt es dann hier keine einfache Rezension.

Waren wir beim letzten Mal in London geht es nun wieder zurück über den großen Teich nach Amerika. Und dort an den Mississippi. Wir begeben uns dort auf ein spannendes Abenteuer mit zwei Lausbuben.

Zum Buch

Wenn man es genau nimmt war das nicht ein Buch für den November sondern zwei. Denn Tom Sawyer und Huckleberry Finn sind zwei getrennte Bücher.

Für alle die die Geschichten nicht kennen hier eine kurze Inhaltsangabe. Im ersten Buch, Tom Sawyers Abenteuer, geht es wie sollte es anders sein um Tom Sawyer. Er lebt bei seiner Tante und denkt sich so allerhand Streiche aus. Ihm ist halt schnell langweilig und so vertreibt er sich die Zeit mit allerlei Unfug. Der wohl bekannteste Streich ist wie er die anderen Jungen dazu bringt für ihn den Zaun zu streichen und auch noch dafür zu bezahlen. Aber auch sonst gerät er immer wieder in Situationen, die manchmal auch gefährlich sind. Und diese Abenteuer erlebt er nicht alleine, denn mit dabei sind auch ab und zu ein Freund von ihm und auch Huckleberry Finn.
Um diesen geht es im zweiten Buch. Denn am Ende von Tom Sawyer soll der obdachlose Huck von einer netten alten Witwe aufgenommen werden und sozialisiert werden. Aber das ist nichts für ihn und so flüchtet er in Huckleberry Finns Abenteuer den  Mississippi runter mit einem Floß, zusammen mit dem entlaufenen Sklaven Jim.

Beide Bücher haben mir doch recht gut gefallen, obwohl sie so unterschiedlich sind. Tom Sawyer wurde in der dritten Person erzählt und bei Huck Finn greift der Autor zur Ich-Perspektive zurück.
An manchen Stellen fand ich die Geschichten etwas zu überladen, denn beide Charaktere stolpern von einer Situation in die nächste. Aber besonders bei Huck Finn hat mich das nicht so gestört, denn da hatte ich das Gefühl, dass es eher passt. Tom ist an einigen Stellen einfach zu viel des guten, denn ab und zu einen Streich okay, aber er übertreibt regelmäßig mit allen.

Ich kann wirklich verstehen, warum Twain die beiden Romane nicht als Kinderbücher angesehen hat, denn es erfolgen einige Anspielungen, die wohl ein Kind nicht verstehen würde. Mir haben die Bücher auf jeden Fall gefallen.  

Im Kontext

Nachdem ich zunächst versucht habe Meine geheime Biographie von Mark Twain zu lesen, musste ich dieses doch abbrechen, denn mir war es einfach zu weitschweifig und ich konnte der Handlung nicht gut folgen. Deshalb habe ich dann zu einer anderen Biographie gegriffen und das Buch von Thomas Fuchs gelesen. Das hat mir besser gefallen, denn obwohl es wie eine Hommage an den Autor klingt, gibt es auch einige Kritik und Thomas Fuchs schreibt mit viel Humor.

Tom Sawyers Abenteuer ist 1876 erschienen und wenn man der Biographie und den Erzählungen Twains glauben darf, hatte ich das Gefühl, dass einige Teile schon recht autobiographisch sind. Denn einige der Streiche scheinen Twain als Jungen auch schon eingefallen zu sein. Aber auch wenn man liest, dass Twain der Chef einer Kinderbande wurde, die die Geschichten von zum Beispiel Robin Hood nachspielten. Da übernahm Twain als Kind gerne das Kommando und dirigierte wie alles nachgespielt werden sollte. Zudem sind wohl einige der Figuren in den Büchern von Bekannten Twains inspiriert worden. Und besonders geprägt für seinen weiteren Lebensweg und somit auch für seine Romane wurde er in dem Ort Hannibal, wo er 10 Jahre lebte.

Nachdem die Leserschaft lange darauf gewartet hatte erschien dann 1885 den Nachfolger von Tom Sawyer, Huckleberry Finns Abenteuer. Hier ist natürlich ganz klar die Floßfahrt über den Mississippi in Vordergrund und ich finde hier kann man spüren, wie sehr Twain es liebte selber als Lotse über diesen Fluss zu fahren.
Generell ist Twain wohl beim zweiten Buch eher aufgefallen, dass er etwas Großes schaffen kann. Denn warum sonst hätte die Fortsetzung so lange auf sich warten lassen?
Doch das Buch musste auch einige Kritik einstecken, denn nicht nur das Mark Twain in diesem Buch Huck Finn als Erzähler wählt, auch schreibt er das Buch in einem amerikanischen Dialekt und seien wir mal ehrlich, man merkt Huckleberry an vielen Stellen seine Unbildung an. Und trotzdem gab es genug Kritiker die das Buch in den höchsten Tönen lobten. Und so wurde diese Buch von Anfang an ein Erfolg und dazu kam, dass es das „erste Buch des Verlages Webster & Company“ war. Hinter dem Mark Twain selber steckte.

Zum Autor

Am 30. November 1835 wird Mark Twain also geboren. Doch bis er zu diesem Pseudonym kommt wird es noch Jahre dauern, zunächst kenn man ihn unter dem Namen Samuel Langhoren Clemens und ist das fünfte Kind von John und Jane Clemens.
Sein Vater war kein besonders liebender Vater und hat mehr um seinen Ruhm gekämpft als für seine Kinder da zu sein, dazu kam, dass er starb als Sam 11 Jahre war.
Aber auch sonst hat Sam in seinem Leben viele Schicksalsschläge zu überstehen, wie zum Beispiel auch die Tode seiner Geschwister Margaret und Benjamin.

Nach dem Tod des Vaters 1847 musste seine Witwe und die vier Kinder schauen wie sie weiter zurechtkamen und Sams ältester Bruder Orion kam aus St. Louis zurück und kaufte eine kleine Wochenzeitung, die Western Union, bei der er seine Brüder Sam und Henry einstellte. So schnupperte Sam das erste Mal die Luft des geschriebenen Wortes und lernte die Schriftsetzerei. Die auch seinen „literarischen Horizont“ erweiterte. 1853 hatte der 17-jährige Sam dann genug von seiner Zeit zu Hause und wollte die Welt sehen. So schlug er sich als Druckergeselle durch und reiste durch einige Städte, unter anderem New York. Später beschloss er ein Vermögen in Südamerika zu machen und wollte von New Orleans dahinsegeln. Doch am 26. Februar 1857, als er dort ankam, musste er feststellen, dass kein Schiff mit Bestimmung Brasilien abfuhr. Und so musste er seinen Plan ändern und überredete den Lotsen Horace Bixby ihn unter seine Fittiche zu nehmen und seine Zeit auf dem Mississippi begann. Nach nur zwei Jahren Lehrzeit bekam Samuel Clemens seine Zulassung als Lotse.
Vielleicht wäre Samuel Clemens auch nie zu Mark Twain geworden, wenn der Krieg nicht gewesen wäre, denn um diesem zu entgehen, machten sich Sam und sein Bruder Orion 1861 auf nach Carson City in Kalifornien. Und Sam erlag der Schatzsuche. Nachdem er aber auch darin kein großes Glück gefunden hat, wurde er Reporter und schrieb 1863 das erste Mal unter dem Pseudonym Mark Twain.

Am 18. November 1865 erschien dann seine erste Kurzgeschichte über einen Springfrosch in der Saturday Press. Danach reiste er als Reporter herum und am 8. Juni 1867 verließ er mit dem Dampfschiff Quaker City New York und machte seine Europareise. Diese Reise war in verschiedener Hinsicht ein Erfolg für ihn, denn einerseits erschien danach 1869 sein Roman Die Arglosen im Ausland, eine Reisereportage, die ihm viel Ruhm einbrachte und er lernte über ihren Bruder, den Twain auf dem Schiff begegnete, seine zukünftige Frau Olivia Langdon kennen. Die er dann am 2. Februar 1870 heiratete. Im selben Jahr kam dann auch das erste Kind der beiden zur Welt Langdon Clemens. Allerdings verstarb er nach nur zwei Jahren.
1872 wurde aber auch die erste Tochter der beiden geboren und im Laufe der Jahre folgten noch zwei weitere.

Seine Romane vertrieb Mark Twain hauptsächlich über den Subskriptionsbuchhandel, das heißt die Bücher wurden von Händlern an der Haustüre verkauft. Einerseits gelang es ihm so viele Menschen anzusprechen und nicht nur die obere Schicht, aber andererseits habe ich das Gefühl hatte er es dadurch schwerer Fuß bei den großen Namen seiner Zeit zu fassen.

Mark Twain hatte immer mal wieder gute Zeiten, aber auch viele Schicksalsschläge warfen ihn zurück. Unter anderem hatte er auch nicht immer ein gutes Händchen mit seinen Investitionen und obwohl er nach höherem strebte rutschte er auch ab und zu an die Armutsgrenze ab.
Auch seine Romane brachten ihm nicht immer den Ruhm und Reichtum, den er erwartete.

Am 21. April 1910 starb Mark Twain dann und überlebte somit seine Frau und zwei seiner Töchter.


Obwohl Mark Twain so bekannt ist, habe ich das Gefühl, dass er zu seiner Zeit nicht die Aufmerksamkeit bekam, die er eventuell verdient hätte bzw. die er sich gewünscht hätte. Trotzdem muss ich sagen, dass es mir besonders Spaß gemacht hat die kurze Biographie über ihn zu lesen, denn Thomas Fuchs hat einen tollen Schreibstil. 🙂

Mit Anna Karenina habe ich schon begonnen, denn auch hier haben wir es mit zwei Büchern zu tun, und das Buch wird dann im Dezember mein letztes für diese Reihe sein. Ich bin gespannt was ich so über Leo Tolstoi erfahren werde und außerdem dürft ihr euch im Dezember noch auf ein Fazit zu meinem Klassikerjahr freuen. Und wenn ich es schaffe, wird noch ein Bonusbuch-Beitrag erscheinen. 😉

Ich freue mich über jeden Kommentar zu meiner Klassikerreihe.

Liebe Grüße
Eure Diana

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Buchperlenblog

Liebe Diana! Wiedermal ein äußerst spannender und so toll recherchierter Beitrag von dir! Ich habe im letzten Jahr die Abenteuer von Tom Sawyer gehört und stimme dir da rückblickend auch zu, dass es an manchen Stellen doch ganz schön viel auf einmal war. Streiche ja, klasse, aber es war dann doch teilweise etwas zu viel des Guten 😀 Hier noch ein Funfact für dich, ich zitiere mich hier einfach mal selbst aus einem Beitrag: „Bei Mark Twains wohl berühmtester Figur ist ein simpler Nachmittagsschmaus Vater des Namens. Denn ein herrlicher Heidelbeerkuchen aus den 1870ern, den Mark Twain am liebsten direkt… Weiterlesen »

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[…] und konnte deshalb meinen Beitrag pünktlich zum ersten Mittwoch im Monat fertig stellen. 🙂 (Beitrag)Das liegt aber auch daran, weil ich die Autobiographie von Mark Twain abgebrochen habe und zu einem […]

Pink Anemone

*wuschbumm..wieder gelandet* Hach, da bekomme ich doch glatt Lust „Tom Sawyer & Huckleberry Finn“ nochmal zu lesen. Ich habe es ja als Jugendliche, bzw. Kind gelesen und fand es toll und traurig zugleich. Bin gespannt wie ich die Story jetzt empfinden würde. Mit der Biographie von Thomas Fuchs hast Du mich nun auch angefixt. Es wird also Zeit wieder mal einen Klassiker und eine Biographie zu lesen. Meine Güte, ich brauch unbedingt mehr Zeit!!!!! „Anna Karenina“ fand ich toll, obwohl ich Anna selbst ziemlich unsympathisch fand. Aber ich liebe Tolstois, und allgemein die russischen Klassiker, Beschreibung über die damalige Wirtschaft,… Weiterlesen »

Pink Anemone

Also zu Anna Karenina würde ich jetzt gern was schreiben, aber ich glaube ich warte lieber auf Deinen Beitrag, auf den ich schon ziemlich neugierig bin.

Zurück zu Mark Twain. Leider finde ich die Biographie von Fuchs nirgends. Schätze die ist nur noch gebraucht erhältlich. Welche Autobiographie hast Du denn abgebrochen? Mark Twain hat da doch mehrere geschrieben. Der Herr hat wohl allgemein gern über sich und sein Leben geschrieben XD.

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